Piratenmagazin RFID@Metro

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Vorlage:Piratenmagazin Archiv

  • Verfasser: icehawk (Martin Haug)
  • Erstellt am: 23.04.2007
  • Rechte: CC mit Namensnennung (siehe auch "Bitte Beachten")
  • Stand: gegengelesen von Hoshpak

Samstag 15.05.2007 – Rheinberg, Moerser Str. 28-36, Metro Future Store – 11:02:43
Mathew Kane betritt den Metro Future Store und nimmt sich einen Einkaufswagen. An diesem hängt auch ein so genannter „Persönlicher Einkaufsberater“. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Computer, den man an den Einkaufswagen anklemmen kann. Der PSA kann zu jedem Produkt das in seine Nähe gehalten wird, ausführliche Informationen anzeigen. Beispiele sind etwa: Preis, Fettgehalt, CD-Inhalte, Kurzkritiken, Herkunftsland u. ä. Was Kane sich nicht klar macht: Alle Informationen sind stark geschönt.

Kane sucht das Fleischregal, dabei wird er von seinem PSA geführt. Der führt ihn allerdings auf Umwegen zum Ziel, damit Kane an möglichst vielen Produkten vorbeikommt. So auch an einem Schild, das die „Vorteile“ der RFID-Technologie anpreist: Unter anderem steht dort: „Durch den Persönlichen Einkaufsberater, weiß der Kunde jederzeit was er kauft.“ Wer die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sicherstellt, sagt das Schild nicht. Auch wird verschwiegen, dass diese Funktion überhaupt kein RFID bräuchte: Der normale Strichcode würde dafür bereits ausreichen. Weiter heißt es: „Mit RFID ist der intelligente Kühlschrank, der weiß was er enthält und automatisch nachbestellt, nicht mehr fern.“ Die Kehrseite der Medaillie wird wieder verschwiegen: Der Kühlschrank weiß nicht nur was er enthält, er erzählt es auch bereitwillig weiter. So könnten z.B. bei ungesunder Ernährung die Krankenkassenbeiträge erhöht werden.

Kane hat die Fleischwaren immer noch nicht gefunden, aber dafür hat er zufällig ein T-Shirt gesehen, das ihm gefällt. Spontan möchte er dieses kaufen. So fragt er eine Verkäuferin: "Entschuldigung, wo finde ich die Umkleide?". "Es gibt hier keine normale Umkleide. Stattdessen stellen Sie sich einfach vor den Spiegel da vorne und drücken auf Start. Der Spiegel zeigt Ihnen dann automatisch an wie Sie mit dem Kleidungsstück aussehen; Sie müssen sich also nicht extra umziehen." antwortet die Verkäuferin. Das findet Kane sehr praktisch, allerdings fragt er sich ob so auch gespeichert wird, was er sich ansieht und ob sein Bild (das der Spiegel gemacht hat) nachher wieder gelöscht wird. Diese Frage kann ihm die Verkäuferin aber auch nicht beantworten.

Kane hat die Fleischtheke gefunden und sucht sich eine Wurst aus. Dabei fällt ihm auf, dass alle Mitarbeiter das gleiche Armband tragen. "Dieses Armband enthält einen RFID-Chip; damit erkennt die Kasse wer sie bedient und wir müssen nicht mehr unseren Namen eintippen." erklärt ein Mitarbeiter. Mit dem Armband ist es aber auch möglich pausenlos zu überwachen wo sich der Mitarbeiter gerade aufhält.

Kane steht nun an der vollautomatischen Kasse. Durch Kanes Future Card weiß die Kasse genau mit wem sie es zu tun hat und erweitert Kanes Personenprofil um die soeben gekauften Waren. Kane bezahlt seine Einkäufe. Da Kane oft Wurst isst, zahlt er für Fleischwaren mehr als andere Kunden. Nachher löscht er seinen RFID-Chip mit dem Deaktivator. Was er nicht weiss: Gelöscht werden nur allgemeine Produktdaten, die weltweit eindeutige Seriennummer bleibt erhalten. Als Kane den Laden verlässt sieht er einen Zeitungsausschnitt: „Datenschützer sehen Gespenster: Metro sagt: Future Store ist datenschutzgerecht.“

Nachwort: Mit diesem Artikel möchte ich auf die Überwachungstechniken in Metros Future Store aufmerksam machen. Alle gezeigten Technologien sind im Future Store realisiert oder werden auf der Website des Future Stores angepriesen. Allerdings möchte ich auch zeigen, welchen Missbrauch diese Technologien ermöglichen. Nicht alles, was in dieser Geschichte beschrieben wird, kann im Future Store nachgewiesen werden. Fiktiv sind: Das beschönigen der Informationen im PSA, die Umwege, die derselbe fährt, das Schild basiert auf der "Future Store"-Website und hängt nicht wirklich im Future Store, ob die Kasse wirlich Personenprofile erstellt ist nicht bekannt (allerdings halte ich es für sehr wahrscheinlich). Die Website des Future Stores findet sich unter http://www.future-store.org.