Ostwestfalen-Lippe/Positionspapier Medizinische Fakultät in Bielefeld

Aus Piratenwiki Mirror
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dieses Positionspapier wurde am 14.04.2013 auf der OWL-Mitgliederversammlung beschlossen.

Positionspapier zur Einrichtung einer Medizinischen Fakultät in Bielefeld

Die Piraten aus OWL setzen sich für die Schaffung einer Medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld ein und fordert die Landesregierung auf, unverzüglich mit Planung und Realisierung zu beginnen.

Begründung:

Der generelle Ärztemangel in Deutschland ist allgemein bekannt. Bundesweit fehlen laut Bundesanstalt für Arbeit mindestens 27.000 Ärzte. Der Abzug von Ärzten (oft aus Osteuropa) hat die Situation dort verschärft, ohne sie hier nachhaltig zu verbessern. Sprachliche Probleme führen dazu, dass gerade der psychosoziale Zusammenhang der Krankheitsentstehung oft ungenügend kommuniziert wird.

Ebenso fehlen generell Studienplätze für Medizin in Deutschland. Die derzeitige Selektion hauptsächlich über den Numerus Klausus führt einerseits zu Studienanfängern, deren Interesse an der ärztlichen Tätigkeit eher gering ist. Andererseits weichen Studenten bereits vermehrt zum Studium ins Ausland ab, z.B. nach Ungarn. Das können sich aber nur die Kinder von recht begüterten Eltern leisten (Studiengebühren dort: 6.000,- € pro Semester!) Sozialer ist es, Studienmöglichkeiten in Deutschland zu schaffen.


Die medizinische Versorgung ist in ländlichen Gebieten, wozu auch OWL zählt, besonders prekär. Eine Ausbildung vor Ort könnte einen "Klebeeffekt" verursachen. Studenten lassen sich nach dem Examen häufig in der Region als Arzt nieder, in der sie studiert haben und wo sie die Infrastruktur kennen. Eine Medizinische Fakultät in Bielefeld würde somit auch zu einer Verbesserung der medizinischen Versorgung in OWL führen. Die bisherigen "Anreizsysteme", Ärzte zu halten oder zu holen, haben nicht gefruchtet.

Die nächsten Hochschulen für Medizin sind in Münster, Bochum und Hannover. Alle sind an die 100 km entfernt. Das ist auch für mögliche Studenten aus der Region zu weit entfernt.


Irgendwo eine ganz neue Universität zu gründen, würde enorme Kosten verursachen. Die Uni Bielefeld und die Region OWL haben dagegen bereits eine ausgezeichnete Infrastruktur.

So gibt es in Bielefeld, an der Universität, in der Stadt und im Umfeld in Ostwestfalen ideale Bedingungen, die auch dazu beitragen, die Kosten gering zu halten.

- An der Uni: Sozialwissenschaftliche Fakultäten: Gesundheitswissenschaften, Soziologie, Psychologie und Sportwissenschaft. Naturwissenschaftliche Fakultäten: Biologie (mit vielen humanbiologischen Forschungsschwerpunkten), Chemie, Physik.

- Dazu existieren etliche prominente akademische Lehrkrankenhäuser und Institutionen in Bielefeld und in der Umgebung, wo Praktika, Famulaturen und das Praktische Jahr absolviert werden können: Städt. Kliniken Bielefeld, Krankenanstalten Gilead, aber auch Westfälische Klinik Gütersloh (zur Zeit akademische Lehrkrankenhäuser der Westf. Wilhelms-Universität Münster!), Herzzentrum Bad Oeynhausen, Psychosomatische Kliniken Bad Salzuflen etc.


In der Medizin sind auch innovative Konzepte gefragt, insbesondere solche, die die psychosozialen Dimensionen von Krankheit und Gesundheit in ein Gesamtkonzept integrieren. Die Uni Bielefeld hat mit der Fakultät für Gesundheitswissenschaften, der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft und vor allem ihrem soziologischen Know-how dazu bereits eine hervorragende Voraussetzung. Sie könnte die prominente Universität für Sozialmedizin in Deutschland werden. Eine ausführliche Begründung wird diesem Positionspapier in der Anlage beigefügt.


Die Finanzierung ist grundsätzlich möglich, durch Landes- und evtl. auch Bundesmittel, die in verschiedenen Formen zur Verfügung stehen. Diese im Einzelnen zu akquirieren ist Aufgabe des Landtags.

„Nach Berechnungen der Technischen Uni Dresden könnte eine medizinische Fakultät in OWL nicht nur eine gesundheitspolitische, sondern auch wirtschaftliche Bedeutung haben: Ein Arbeitsplatz in der Medizinischen Fakultät der Uni Dresden hatte 2009 weitere 2,5 Stellen außerhalb der Hochschule zur Folge. Das durch die Fakultät induzierte Aufkommen an Einkommens-, Körperschafts- und Umsatzsteuer hat gesamtstaatlich nahezu 100 Prozent der Landesausgaben zurückfließen lassen. Der Anteil des Landes Sachsen am Rückfluss der Gemeinschaftssteuern betrug etwa 35,7 Prozent.“ Neue Westfälische, 06.03.2013.

Der darüber hinaus gehende Renommee-Gewinn für die Region ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Er sorgt direkt dafür, dass sich neue Firmen hier niederlassen, und indirekt für den weiteren Zuzug von neuen Bürgern und mehr Kaufkraft.