LiquidFeedback/Themendiskussion/762

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Initiativen

Geschäftsmäßige Tierzucht nur noch mit Lizenz

Positionspapier

Antrag

Die Piratenpartei Deutschland spricht sich dafür aus, geschäftsmäßige Zucht von Tieren künftig nur noch solchen Züchtern zu erlauben, die zuvor ihre handwerkliche und ethische Befähigung dazu belegt haben. Hierzu ist eine Zuchtlizenz einzuführen, die analog zum Führerschein im Straßenverkehr nach erfolgreicher Teilnahme an einer Prüfung zu vergeben ist. Ebenso sind regelmäßige unangekündigte Überprüfungen (etwa alle 3-5 Jahre) bei den Züchtern durchzuführen, um Missstände aufzudecken. Bei schwerwiegenden Verstößen gegen die Ethik der Tierzucht und bei wiederholten handwerklichen Fehlern, die den Tieren auf grob fahrlässige Weise vermeidbares Leid zugefügt haben, ist die Zuchtlizenz zu entziehen. Dies gilt nicht, wenn eine wissenschaftliche Notwendigkeit im Sinne des §11b (4) TierSchG vorliegt.

Für bereits praktizierende Züchter ist eine Übergangsregelung zu schaffen. Insbesondere sind sie nicht in Zeitnot zu versetzen. Etwaige Prüfungskosten sind ihnen zumindest im Erstversuch nicht aufzuerlegen.

Begründung

In der Haustierzucht (vor allem bei Hunden und Katzen) ist es leider Gang und Gäbe, Tiere zu erschaffen, deren Körperbau sich allein nach ästhetischen Gesichtspunkten richtet, und für erhebliches Leid der Tiere sorgt. Im Bereich der Hundezucht hat sich in den letzten Jahren bei einigen Toy-Rassen der Trend verschärft, vermehrt eine rundliche Kopfform anzuzüchten. Dies ist im Hinblick auf den Geschmack des Käufers gewünscht, da ein rundlicheres Gesicht mit flacherer Nase und grösseren Kulleraugen vermehrt dem Kindchenschema entspricht. Demzufolge verfügen viele sog. brachyzephale Rassen (= kurzschädelige Rassen) nur noch über ein verkümmertes Nasenbein, falls dieses überhaupt angebildet ist. Für den Hund bedeutet dies eine Vielzahl von Problemen. Zunächst gibt es Fälle, bei denen durch das Abkippen des Kieferbeines eine deutliche Dorsoflexion der vorderen Zahnreihe auftritt. Gebissanomalien bis hin zum unvollständigen Schluss des Fanges sind die Folge. Ein viel grösseres Problem hat der Hund allerdings durch das komplette Verschwinden der Nasenhöhle. Hierdurch wird die Oberfläche der Riechschleimhaut extrem eingeschränkt. Auf computertomographischen Rekonstruktionen lässt sich besonders eindrucksvoll nachvollziehen, wie die Endoturbinalia (sog. Nasenmuscheln zur Vergrösserung der Riechschleimhaut) weit in den ventralen Nasengang, welcher eigentlich für den Durchstrom der Luft zum Kehlkopf gedacht ist, hineinragen und diesen einengen. Hierdurch werden die Hunde gezwungen, mit stärkerer Kraft einzuatmen. Da häufig bei Brachycepahlen auch eine Bindegewebsschwäche anzutreffen ist, kommt es durch den vermehrten Sog zu einem Ausleiern der Schleimhautfalten im gesamten oberen Atmungsapparat. Während einige Hundebesitzer und -züchter noch etwas mit dem verlängerten und eventuell fleischig verdickten weichen Gaumensegel als Begriff anfangen können, wird meistens vergessen, dass auch die Rachenschleimhaut, die Stimmritze und in schlimmsten Fällen sogar die Luftröhre auf Dauer dieser Belastung nicht standhalten. Das berühmte Schnarchgeräusch entsteht – und meistens entsteht es noch lange vor einer eventuellen Atemnot. Es ist zu erwähnen, dass die milde Ausprägung dieser Brachycephalie allerdings bei einem Grossteil der Bevölkerung klischeehaft im Bildgedächtnis verankert ist und somit nicht als schlimm empfunden wird. So wird z.B. selten wahrgenommen, dass der Deutsche Boxer, die Engliche Bulldogge oder eben die Bordeaux-Dogge ebenfalls zu den brachycephalen Rassen zählt. Daher wird es immer wieder Menschen geben, die einem solchen „inside dog“ aufgrund seines „niedlichen Aussehens“ den Vorrang vor einem frei atmenden Hund geben werden. Weiterhin soll auch nicht unerwähnt bleben, dass besonders abgebrühte Züchter den neuen Besitzern tatsächlich erzählen, das Röcheln und Schnarchen eines Mopses sei ein Zeichen von Wohlbefinden und vergleichbar mit dem Schnurren von Katzen. An dieser Stelle möchten wir noch einmal ausdrücklich klar machen: Wir Piraten sind nicht gegen die generelle Zucht von Möpsen, Französischen Bulldogen oder anderer brachycephaler Rassen. Wir verlangen aber einheitliche Standards, die es Tieren dieser Rassen ermöglichen, ein gesundes, aktives und glückliches Leben zu führen. Wir betrachten mit Sorge, dass sich bei diesen, wie auch bei anderen Rassen ein Trend abzuzeichnen scheint, Tiere zunehmend als extremen Blickfang zu züchten, was oftmals zulasten ihrer Gesundheit gehen kann. Es ist nicht hinnehmbar, wenn Tiere elende Qualen leiden müssen, nur damit ihre Besitzer ein Statusobjekt vorzeigen können, das einem aktuellen Schönheitsideal folgt. Dies widerspricht insbesondere auch dem Sinn von §11b (2) TierSchG. Tierschutzverbände, wie etwa die Akademie für Tierschutz sprechen sich seit Jahren für eine konsequente Umsetzung der bereits im TierSchG verankerten Regulierungen, werden jedoch von der Politik weitgehend überhört. Eine Partei mit sozialem Profil kann und darf sich dieser Tatsache nicht verschließen. Vielmehr muss sie sich dagegen positionieren und sinnvolle Vorschläge erarbeiten, den Missstand zu beheben.

Quellen

§11b TierSchG bei juris

Akademie für Tierschutz zum Thema Qualzucht

Anregungen

"ethische Befähigung" / "Ethik der Tierzucht" streichen oder präzisieren

Ich finde den Antrag in der Sache sehr unterstützendswert. Aber was ist eine ethische Befähigung und wie soll man diese nachweisen? Wo ist die Ethik der Tierzucht definiert?

Wenn man fordert, dass sich Züchter an gewisse Rahmenbedingungen zu halten und ihre handwerkliche Befähigung zur Tierzucht nachzuweisen haben, dann sollte dies anhand von objektiv überprüfbaren "harten" Fakten geschehen.

Es wäre meiner Meinung nach denkbar, dass Prüfungsfragen auf dieses Thema abgestellt werden. Wenn die Vereine stark eingebunden werden, ist auch eine soziale Kontrolle denkbar (das funktioniert wider der allgemeinen Auffassung etwa im Bereich der Schusswaffen recht gut – besonders da ist es ja von essenziellem Gewicht, die psychische und ethische Befähigung des Bewerbers zu prüfen, bevor ihm eine Waffenbesitzkarte ausgehändigt wird).
Das ist aber überhaupt nicht der entscheidende Punkt. Im Wesentlichen geht es mir darum, dass sich hinterher niemand rausredet mit dem Satz „das hat mir nie jemand beigebracht.“ Wenn ich jemandem die Zuchtlizenz aufgrund ethischer Erwägungen wieder aberkennen will, dann muss ich ihn auch vorher mit der ethischen Fragen der Zucht vertraut machen. Allein die Sensibilisierung auf dieses Thema dürfte ja bereits viel bewirken.
Freilich soll das sich im Endeffekt in „objektiv überprüfbaren harten Fakten“ (ich halte da konkret eine Rechtsverordnung für angebracht) niederschlagen. Aber wie diese im Detail aussehen werden, kann noch rechtzeitig geklärt werden, wenn es soweit ist. Hier geht es um die grundsätzliche Haltung der Partei zu diesem Thema, nicht darum, einen Entwurf für die Verordnung zu schreiben. --- Burnus 23:54, 28. Jun. 2011 (CEST)

Tierzucht ist ein (bäuerliches) Menschenrecht

Ich sehe, das Recht Tiere zu züchten, auf ähnlichem Niveau wie das Recht einen Samen in die Erde zu legen und ernten. Dieses Recht darf nicht durch den Staat eingeschränkt werden, schon gar nicht vorbeugend durch "Lizenzerteilung". Es ist völlig legitim in der Gesellschaftlichen Debatte auf den Mißbrauch dieses Rechtes (Qualzuchten, Massentierhaltung) und das damit einhergehende Elend hinzuweisen. Aber das muß eben durch "die Gesellschaft" stattfinden und nicht durch "den Staat", damit die bäuerlichen Freiheiten erhalten bleiben. Gegeninitiative in Vorbereitung.

Dieses Recht ist de jure bereits vom Staat eingeschränkt, und das aus gutem Grund. Zunächst ist es schonmal äußerst verwunderlich, dass hier gerade mit einem „bäuerlichen“ Recht argumentiert wird, gilt doch gerade in der Landwirtschaft über das normale Tierschutzgesetz hinaus noch das weiter gehende Tierzuchtgesetz. Die Initiative fordert nichts weiter, als die konsequente Umsetzung der bestehenden Gesetze.
Aber auch sonst halte ich diese Argumentation für nicht haltbar:
Hier geht es darum, wehrlosen Wesen zu helfen, die aufgrund monetärer Interessen ausgebeutet werden – meiner Meinung nach eine definitiv staatliche Aufgabe. Wer wenn nicht der Staat soll denn dafür sorgen, dass Gesetze zum Schutz von Schwachen eingehalten werden? Nur auf die Missstände hinzuweisen, reicht eben nicht, um sie zu beheben. --- Burnus 23:54, 28. Jun. 2011 (CEST)

Idee an piratige Grundsätze anpassen

Die Idee die Tierhaltung in Deutschland zu überwachen ist prinzipiell sinnvoll, da in industriellem Maße auch heute noch Tierquälerei betrieben wird. Andererseits sind wir als Piraten grundsätzlich eher liberal eingestellt und lehnen staatliche Überregulierungen ab. Eine Lizenz für jeden der ein Tier hält ist mit dieser Grundeinstellung nicht vereinbar.

Diese Initiative behandelt nicht jeden Tierhalter, sondern nur Tierzüchter. Beachte bitte, dass im Antragstext von geschäftsmäßiger Zucht die Rede ist. Dies soll gerade normale Haustierbesitzer ausschließen.

Positionspapier zur Tierzucht

Positionspapier

Antrag

Die Kulturtechnik Tiere und Pflanzen kontrolliert zu vermehren war ein wesentlicher Punkt in der Menschheitsgeschichte. Sie ermöglichte Sesshaftigkeit und kulturelle Blüten. Wir Piraten sehen daher in der Tierzucht die Ausübung einer Art Menschenrecht. Zugleich sehen wir in den Nutz- und Haustieren Mitwesen denen wir respektvoll begegnen und Ressourcen mit denen wir verantwortungsvoll und nachhaltig umgehen wollen.

Die Zucht und Haltung von Tieren sollte daher weitestgehend frei von staatlicher Einmischung bleiben. Zuchtscheine oder Hundepässe lehnen wir Piraten ab. Aufgabe des Staates ist die wirksame Durchsetzung des Tierschutzgesetzes.

Wir Piraten lehnen aber Zucht und Haltungweisen ab, die den Tieren vermeidbares Leid zufügt. Dies gilt für Qualzuchten ebenso im Heimtier und im Nutztierbereich. Die Debatte hierüber ist in Gesellschaft zu führen.


Begründung:

Als spontaner Gegenentwurf gedacht. Mir ist schon klar, daß wir alle "Tiere Quälen" Sch*** finden. Staatliche Genehmigungen für selbstverständliche Freiheiten gehen aber rein gar nicht.

Anregungen

selbstverständliche Freiheiten ??

"Staatliche Genehmigungen für selbstverständliche Freiheiten gehen aber rein gar nicht."

Züchten ist eine selbstverständliche Freiheit? Einspruch! Dafür sollte man _wenigstens_ eine Art "Führerschein", also einen Befähigungsnachweis brauchen, wie es der Gegenantrag fordert.

So, wie es heute schon nötig ist beim Rettungsschwimmen oder (Überraschung:) Der Zucht von Ziervögeln.