Benutzer Diskussion:Michael Ebner/Ansichten HH

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Hi,

ich wollte nur anmerken, das typischerweise eine Partei größenordnungsmäßig zwischen 10 und 200 Wähler pro Mitglied gewinnt. Die 10 treffen bei den großen Volksparteien und kleinen Pateien im Umfragetief zu. Linke und Grüne erreichen üblicherweise locker die 50. 200 sieht man bei Parteien für die es im Moment echt gut läuft, die im Hype sind.

Für die 5% wären in Hamburg rund 37.000 Wähler notwendig gewesen. Erreicht wurden so 11.000. Im Wiki sind rund 1000 eingetragene Piraten in HH ausgewiesen, von denen max 100 stimmberechtigt sind.

Um es abzukürzen: Ich denke, wir haben im Moment fast überall zuwenig (echte) Mitglieder, um in die Nähe der 5% zu kommen. Ich denke aber auch, daß es viele Städte und Gemeinden gibt, in denen die Piraten Dichte hoch genug ist, damit es nächstes Mal für eine Fraktion langt.

Das mit dem Vertrauen und das mit den Köpfen der Partei.

Es geht derzeit gar nicht mal zuallererst um unsere Themen. Ich meine, wir sind wegen fehlendem Vertrauen in unsere Partei und unsere Köpfe im Keller.

- Vertrauen bekommt man nicht geschenkt. Vertrauen muß man sich verdienen. Gilt privat und in der Politik. Verloren gegangenes Vertrauen bekommt man auch nicht wegen Themen zurück, sondern wegen Köpfen, die Emotionen wecken!

- Wie verloren gegangenes Vertrauen beim Wähler wieder gewonnen werden kann ist vielen #Piraten unklar. Da wird Verschiedenes durcheinander geworfen. Das geht zu lange schon so - und darüber ist uns die Fähigkeit zu guten Kampagnen, also strategisch wirksamen Wahlkämpfen verloren gegangen. Eine bundesweite einheitliche Kampagnenorganisation fänd ich gut.

- Vertrauen wird in Parteien gesetzt, wenn zwei oder drei ihrer Köpfe mit ihrem Lager polarisierende Themen in der medialen Öffentlichkeit emotional berührend ansprechen können; und später im zweiten Schritt dazu für die Partei lösungsorientierte, sachlich begründete Positionen vertreten können, ohne dass ihnen der eigene Laden bei erstbester Gelegenheit in den Rücken fällt.

- Ich vermute das dies bei uns auf die Agenda muss:

-- Die parteiweite Anerkennung der Notwendigkeit, dass wir unsere öffentlichkeitswirksames Erscheinungsbild als Partei von den Wahlen neu ordnen müssen. Weil dies zeitkritische Prozesse sind, können wir uns eine jedes Mal neu sich diese Erkenntnis selbst erarbeitende Wahlkampfgruppe kaum weiter erlauben. Da uns meine Meinung derzeit die parteiweit funktionierenden Werkzeuge fehlen braucht es auch kleinteilig wirkende, generische anwendbare Beschlüsse. Zum Beispiel AGBs für Mailinglisten.

-- Eine Festlegung, mit welchen Kampagnebausteinen wir unsere Botschaften und Themen zum Wähler transportieren wollen und wie eigenständig wir unsere besten Köpfe dabei öffentlichkeitswirksam arbeiten lassen. Gerade auch dann wenn es noch keinen thematischen Parteitagsbeschluss zum aktuellen TOP der gerade disktuierten medialen Aufmerksamkeit gibt.

Zum Vergleich: Dauerhaftes Vertrauen in die Piraten entsteht nicht über einzeln auftretende politische Akteuren, die auf unseren internen oder medialen Terminen eine gute Showperformance mit hohen Wohlfühleffekten hinlegen. Ich kann zwar den Unterhaltungswert dieser faszinierend unterhaltsamen oder wahnsinnig merkwürdigen Blender Gestalten anerkennen, mißbrauche allerdings den Wahlzettel nicht als Jahresfreikarte zur Aufführung von kompromißlos vorgetragenen Ego-Soloshows in Vorständen oder auf Parlamentssesseln, auf Parteikosten.

- Plakate werden bei uns überbewertet, Vertrauen unterbewertet: Im Wahlkampf Bürgerschaft Hamburg plakatierten die Piraten auf Augenhöhe mit allen anderen Parteien. Das Ergebnis ist 1.5% - und widerspricht damit dem Wahlkämpfer Dogma, das Plakate mindestens 1 % mehr machen. Plakate schaffen kein Vertrauen. Dazu kommt noch der von vielen als gelungen bewertete Videospot der Hamburger Piraten, der still verhallte.

- Trending Hashtags, Twitterdiskussionen, Links zu Blogs und in Social Media verlinkte Wahlkampf Plakate überzeugen die Wähler nicht, wenn das Vertrauen erst verloren gegangen ist.

- Schaut euch die Analyse zum Wahlkampf Hamburg an. http://wahl.tagesschau.de/wahlen/2015-02-15-LT-DE-HH/ Wenn dem Spitzenkandidaten kein Vertrauen entgegen gebracht wird, wird es sehr schwer. Wir könnten lernen, wie Parteipolitik und das mit dem Vertrauen des Wählers funktioniert. Oder wir können unter falscher Flagge segeln und uns Partei nennen, obwohl wir eigentlich wie eine außerparlamentarische NGO mit eng fokussierter Themenexpertise auftreten wollen. Das sind aber zwei komplett unterschiedliche Vorgehensweisen. Für _Wahlerfolge_ der Partei braucht es Köpfe, denen vertraut wird - und danach erst Themen.

--Gersprenz (Diskussion) 14:07, 16. Feb. 2015 (CET)

Fehlerkultur

Danke für deine Erfahrungen.

Vieles könnte ich unterstreichen, vieles nicht.
Erstaunlich ist für mich, dass hier wieder mal "nur" auf eigene "Wahrnehmungen" und "Erfahrungen" aufgebaut wird. „Irgendwann“ ;-) sollten wir auch mal „Zahlen“ zur Analyse einbeziehen, selbst wenn Piraten diesen Analysen prinzipiell nicht vertrauen. Was mich erstaunt, da eine Fehleranalyse doch ein wichtiger Bestandteil jeder Software ist.
Es ist natürlich schwer genaue Zahlen zu bekommen wenn die Partei nur im Bereich „Sonstige“ auftaucht. Aber es könnten auch Zahlen vergangener Wahlen hinzugezogen werden um z.B. Wählerschichten und Wählerwanderungen zu analysieren.

→ Externe Faktoren
Winterwahlkampf kann aber auch positiv sein, da die Piraten auf der Straße besser gesehen werden. Wobei da wider analysiert werden muss, in wie weit Straßenwahlkampf einen Einfluss auf Wählerentscheidungen hat. Dazu gibt es aber Zahlen.

Themen muss man nicht setzen – Eigene Themen sollten unabhängig von anderen Parteien sein. Hier z.B. Elbvertiefung zu nehmen, obwohl Umweltschutz klar einer anderen Partei zugesprochen wird ist unglücklich. Haupt-Themen sollten Alleinstellungsmerkmal haben.

→ Langfristige interne Tendenzen
Zu Medien. Es gibt auch andere Medien die gerade von unserer Wählerschicht genutzt werden. Ebenso von der Schicht der Unentschlossenen und Nichtwählern.
Wenn hier angesetzt würde, könnten TV und Presse etwas nivelliert werden. Hier sind uns andere Parteien weit voraus. Liegt auch daran, daß wir z.B. Kommentarspalten in Blogs und Foren völlig ausser Acht lassen, obwohl diese täglich von hunderttausenden gelesen werden. Bitte hier nicht nur von sich ausgehen sondern von bekannten Analysen. In der AfD gibt es „ÖA-Trupps“ die direkt auf Artikel im Netz reagieren und Kommentarspalten fluten.

Eine positive Motivationslage kann nur erreicht werden wenn klare Positionen vorhanden sind. Dies grenzt zwar aus, verhindert aber die immer wieder aufkommenden „für und wieder“ Diskussionen. Dies vermittelt dem Wähler keine Richtung, vielmehr scheint „Vielfalt“ als Richtung beim Wähler für Verwirrung zu sorgen. Hier hat meiner persönlichen Meinung nach der BuVo leider versagt. Mir ist klar, dies wird weitere MItglieder kosten. Aber besser 50 Piraten die in eine Richtung ziehen, als 75 die versuchen 4 Richtungen zu befriedigen.

→ Kandidatenlage
Kandidaten werden erst dann relevant wenn man an die 5% Grenze kommt. Vorher gilt die Partei. Podiumsdiskussionen sollten aber „geübt“ werden.

→ Flügelstreitigkeiten
Dies kommt beim Wähler an, auch wenn sie in Hamburg keine Rolle spielen. Eine Partei hat auch eine Gesamt-Außenwirkung.

→ Organisation
Hier nutzt es wenig wenn in einer Mitmachpartei einige Personen „bestimmen“ wo es lang geht. Lieber viel öfter allgemein Umfragen z.B. mehr Lime-Survey machen. Dies fördert Akzeptanz und erstickt das „Meckern hinterher“.

→ Pressearbeit
Pressearbeit kann zur Zeit nur in Zusammenhang mit Aktionen stattfinden. Dann ist eine Chance der Veröffentlichung vorhanden. Ansonsten PM vielleicht frecher verfassen um diese z.B. auf mehreren HP zu veröffentlichen. PM die mit viel Einsatz und Mühe geschrieben werden und dann nie veröffentlicht werden demotivieren.

→ Social Media
Wie oben geschrieben - diese besteht nicht nur aus Twitter oder Facebook. Hier bewegen wir uns in einer Filterbubble. Kommentarspalten zu Artikeln werden wesentlich breiter gelesen. (ich höre jetzt schon das Meckern über meine Ansicht – kann sie aber bei Bedarf gerne belegen)

→ Großevent
Hier kann ich nur sagen, selbst schuld. Wir (RLP) haben mittlerweile Erfahrungen mit dieser Form von Wahlkampf – (übrigens mit u.a. Marina, Bruno und Joachim Paul als Redner)

Aber wenn natürlich jedes Land immer wieder das Rad neu erfindet – gut dann muss man sich die Finger halt neu verbrennen. Aus diesem Grund ist mal eine SG Wahlen gegründet worden – Ist aber jetzt nur noch eine 2 Personen-Show – Warum auch, wenn keine Anfragen kommen und Wahlkämpfe wie jetzt in HH und HB andere Piraten sich reißen. Kann gerne als Mimimi aufgefasst werden – ich nenne es Nutzung einer Fehlerkultur.

Gleiches gilt für → zentrale Wahlkampfkoordination.
Auch da sehe ich nicht dass die Landesverbände Aufgaben abgeben müssen, vielmehr sollten Personen die „Erfahrungen“ haben als Berater und nicht als Entscheider hinzugezogen werden. Anderes gibt nur Ärger.

Vielleicht sollten diese Punkte mal von der SG Wahlen aufgegriffen werden, falls diese noch existiert.

--Jürgen

Hamburger Probleme

Gerade Hamburg hat - neben den allgemein konstatierten Problemen wie allgemeine Glaubwürdigkeit der Piraten und Winterwahlkampf - ein ganz eigenes organisatorisches Problem, das gerade im Abschnitt Pressearbeit gut beschrieben ist. Selbst kaum Expertise und keinen Willen, diese von außen (wobei außen immer noch parteiintern ist) anzunehmen.

Das Wahlkampforga-Chaos nebst Entscheidungsunfähigkeit zieht sich durch alle Wahlen. Die letzte, die eine funktionierende, schlagkräftige Orga hatte, war die Bürgerschaftswahl 2011. Leider wird hier konsequent nicht gelernt. Diese Beratungsresistenz hat man auch bei der Veranstaltungsplanung, die immer am Zweck und Ziel vorbeigeht.

Als ehemalige Insiderin kann ich sagen, dass es kein Wunder ist, dass für HH kaum noch ein Externer arbeiten will. Die waren sogar so verzweifelt, dass sie bei mir (!!!) anfragten, ob ich unter Pseudonym und für HH unerkannt Texte verfassen will. Das wollte ich nicht, denn ich möchte gern wie ein Mensch arbeiten und nicht wie ein Mobbingopfer.

Anne Alter (Diskussion) 15:39, 16. Feb. 2015 (CET)

Aktionen statt Plakate!

Hallo Michael,

zunächst einmal Dank dafür, dass du inhaltlich in die Analyse einsteigst. Das ist der einzig richtige Weg und deshalb möchte ich gerne einen Punkt dazu anbringen:

Vorweg: Ich war jetzt im Hamburger Wahlkampf nicht direkt involviert und kann daher nur aus der Außenperspektive urteilen. Du hast aber viele in meinen Augen durchaus valide Punkte angesprochen: Schlechtes äußeres Umfeld, schlechte eigene Motivation, geringe mediale Präsenz. Nur leider ist für mich der Schluss daraus teilweise falsch.

Es hat weniger an Organisation (das vielleicht auch!), als vielmehr an Ideen gemangelt. Rückblickend war es in meinen Augen ein Irrglaube anzunehmen, wir könnten durch einen für unsere Partei enormen Materialaufwand (Kaperbriefe, Plakate) die Defizite an anderer Stelle ausgleichen. Das hat enorm Geld und Manpower gefressen, die an anderer Stelle besser ausgegeben worden wäre. Gerade weil schon bekannt war, dass wir eine geringe mediale Präsenz haben und die anderen Parteien einen vergleichsweise inhaltsarmen Wahlkampf führen, hätten wir alles dafür tun müssen, dies öffentlichkeitswirksam zu durchbrechen. Du hast die HVV-für-lau-Kampgane angesprochen, die durchaus gelungen war. Und so hätte man sich andere Themen raussuchen und diese ebenfalls mit einer Aktion behandeln müssen. Bspw. nen kleines Spielstraßenfest für Kinder gegen Olympia unter dem Motto "Wir machen unsere Spiele selber", oder ähnliches. Für andere lokale Themen (Elbphilharmonie, Gefahrengebiete, Späterer Schulbeginn etc.) hätten sich sicher auch Aktionsformen gefunden. Insgesamt hätte das m. m. n. keineswegs mehr Ressourcen verschlungen, aber mehr Bilder produziert (die dann natürlich auch eher über die sozialen Medien verteilt werden). Das ganze hätte dann möglicherweise auch viel motivierender nach innen gewirkt und weitere Aktionen nach sich gezogen. Ich glaube es bricht uns etwas das Genick, wenn wir uns der klassischen Methoden "etablierter" Parteien bedienen und "nur" großflächig plakatieren. Piraten wurden mal gewählt, weil wir den Ruf der kreativen, unorthodoxen und humorvollen Nerds mit dem Herz am rechten Fleck hatten. Genau dieses Image wäre perfekt für ne weltoffene Großstadt wie Hamburg gewesen.

Egal, die Wahl ist gelaufen. Jetzt gilt es die notwendigen Rückschlüsse zu ziehen.

Eine persönliche Anmerkung zur mangelnden Social-Media-Aktivität sei mir noch erlaubt. Es ist dir hoffentlich nicht entgangen, dass selbst der offizielle Piratenpartei-Twitteraccount Retweets auf Zuruf einiger weniger rückgängig gemacht hat, weil bestimmte Personen und nicht die Inhalte unliebsam waren. Solange solche Dinge passieren, braucht man sich auch nicht wundern, wenn die Aktivität gering bleibt.

Herzliche Grüße, --Neythomas (Diskussion) 17:09, 16. Feb. 2015 (CET)

unter 3% kein Geld in Wahlkampf

Hallo Michael, Danke für Analyse.

Wichtig und für mich entscheidend ist deine Überlegung zu den Umfrageergebnissen vor der Wahl. Ja, 3% müssen es wirklich sein, um eine Chance zu haben. Wenn es die 3% aber nicht sind, darf die Partei nicht stur behaupten, man schaffe es in den Landtag. So vertreibt man den letzten einigermaßen intelligenten Helfer. Konsequent ist, dann keine große Kraft und Geld in den Landtagswahlkampf zu stecken, sondern für Kommunalwahl zurück zu halten.

Dort ist es besser investiert, denn die PP hat nicht genügend kompetente und verträgliche und talkshowgeeignete dauerbelastbare Gesichter. Die fallen nicht aus dem Socialmedienhimmel, sondern die werden im analogen Politikgeschäft aus Leuten einer gewissen Grundbegabung zu Mediadiamanten geschliffen und einen solchen hatte die FDP und SPD in HH und die CDU nicht in HH.

Und das einzige Politikgeschäft, das uns möglich ist, ist die Kommunalpolitik, dort muss man Leute hinhaben. Dort machen sie in der Lernphase nicht soviel kaputt wie als MdL - mal ganz abgesehen von der Auslese von Pädophilen, die schon vor der Aufstellung passieren sollte.

Zusammenfassende Konsequenz:

Unter 3% bei LTW nur Anmelden, aber keinen Wahlkampf, der Geld kostet. Langfristig denken. Personalaufbau über Jahrzehnt. Wer das nicht will/kann, muss den Marsch durch die Institutionen, d.h. andere Parteien antreten - eine echte Alternative, wie 68er gezeigt haben. Dauert aber auch lange. -- --ju6