Benutzer:Big Arne/Bildung Programme

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Bildung in Niedersachsen

Was ist diese Seite

Hier auf dieser Seite sammele ich verschiedene Programme zum Thema Piraten und Bildung. Ich werde diese Programme kommentieren, mit besonderer Berücksichtigung der Bildungs- und Piratensituation in Niedersachsen. Dann werde ich das Ergebnis in die NDS-Bildungsliste einwerfen und dort zur Diskussion stellen.

Warum diese Seite

Auf Basis der Programme soll entsprechend den Rahmenbedingungen der Bildung in Niedersachsen unter Berücksichtigung der Piraten NDS ein einfaches, veständliches, umsetzbares, leicht zu transportierendes Bildungsprogramm entwerfen, dass so gestrickt ist, dass es eine breite Zustimmung (mindestens 3:1 ja:nein) auf dem Programmparteitag erhalten kann.

Warum ist Bildung so wichtig?

Außer darin, dass Bildung eine Investition in die Zukunft ist und außerdem ein Kernthema der Piraten, bietet Bildung die einmalige Chance, unsere anderen Themen auch den weniger technik- und/oder piratenaffinen Wählern zu transportieren. Näheres unter Bildung in Niedersachsen

https://wiki.junge-piraten.de/wiki/AG_Programm/Bildung

Kernpunkte

  • freier Zugang zu Wissen & Kultur
  • Vermittlung von Fähigkeiten statt reinem Wissen
  • Ziel: zu aufgeklärten, selbstbestimmten und mündigen Menschen erziehen
  • Fokus auf die Medienkompetenz
  • Unabhängigkeit der Bildung von der Wirtschaft
  • kostenfreie Bildung von der KiTa bis zur Hochschule
  • elternunabhängiges Bafög

Gläserne Schule (Transparente Schulverwaltung)

  • Beschwerdeinstanz
  • Feedback-Instrumente für Schüler und Lehrer
  • echte Schülermitwirkung

Verbesserung des Schulkonzeptes

  • Lehrpläne entrümpeln
  • Trennung von Schule und Religion (Ethik/Weltanschauungsunterricht)
  • Freiräume schaffen
  • Förderung von E-Learning & Open Source
  • Bereitstellung
  • freie Bereitstellung (digitaler) Medien für Schüler

Bildung als Aufgabe des Bundes

  • bundesweite einheitliche Bildung
  • einheitliche Rahmenpläne
  • teilweise Freiheiten für den Unterricht (Inhalte in demokratischer Zusammenarbeit mit Schülern zu bestimmen

mein Kommentar -- Big Arne

Im Großen und Ganzen finde ich die Punkte sehr gut. Die meisten Forderungen sind prinzipiell machbar, Extreme so wie stark umstrittene Positionen werden nicht vertreten, die Foerderungen orientieren sich an der Praxis. allerdings hätte ich mir bei einigen Punkten Erklärungen gewünscht.

Ich halte das für eine solide Basis, auf der man falls nötig gut weiter aufbauen kann. Die meisten der Punkte scheinen mir gut vermittelbar (wichtig für den Wahlkampf, nicht jeder am Stand ist Bildungsspezialist). Außerden scheint es prinzipiell weit tragfähig, es ist ebenso modular, einzelne Punkte können entfernt werden ohne die anderen Forderungen prinzipiell zu schädigen.

Ein weitere Punkt ist, dass die Forderungen nahezu frei von Dogmen sind, was IMO bedeutet, dass sich fast jedes Bildungssystem damit deutlich verbessern lässt. Praktischerweise könnte man damit sogar bei Koalitionsverhandlungen den meisten anderen Parteien die Hand reichen, jedenfalls, wenn die von ihren teils extremen Positionen abrücken.

Zu einzelnen Punkten:

  • freier Zugang zu Wissen & Kultur
Das darf natürlich nicht heißen, dass die sogenannte "Intellectual Property" völlig entwertet wird. Eine Relativierung oder eine Abgrenzung ist IMO erforderlich.
  • Vermittlung von Fähigkeiten statt reinem Wissen
Bei einigen Vermittlungstechniken gehen Erwerb von Wissen und Erwerb von Fähigkeiten Hand in Hand. Diese Sache sollte in Modellprojekten gefördert werden und untersucht werden, ob z. B. montessoriangelehnter Unterricht auch an normalen Schulen in der Alltagspraxis bestehen kann.
  • Ziel: zu aufgeklärten, selbstbestimmten und mündigen Menschen erziehen
ACK
  • Fokus auf die Medienkompetenz
Wichtig wäre hier IMO zu erwähnen, dass Medienkompetenz mehr Fähigkeit als Wissenstechnik ist.
  • Unabhängigkeit der Bildung von der Wirtschaft
Gerade im Bereich angewandte Wissenschaften (FH) kann es nützlich sein, wenn Wirtschaft zu einem Teil mit ins Boot geholt wird. Für bis zur Schule gilt für mich Full ACK.
  • kostenfreie Bildung von der KiTa bis zur Hochschule
  • elternunabhängiges Bafög
Im Prinzip stimme ich zu. Wichtig ist die Frage, ob wir uns das mit anderen Nachteilen erkaufen. Wenn ich z.B. Krippenplätze zu dem Preis verdoppele, dass notwendige andere Kitaplätze wegen Mangel an Finanzmitteln nicht eingerichten kann, bringt uns das auch nicht weiter.
  • Beschwerdeinstanz
  • Feedback-Instrumente für Schüler und Lehrer
  • echte Schülermitwirkung
IMO extrem wichtig. Wenn z. B. ein Lehrer dermaßen problematisch ist, dass ein Drittel der Klasse eine 5 bekommt (so geschehen in meiner Klasse 9 in Physik) und weder ich noch die Elternvertreter da während der Zeugniskonferenz irgendetwas außer betretenenm Schweigen des Kollegiums ernten geht so gar nicht, den damaligen Sitzenbleibern hat es auch nicht mehr geholfen, dass es das nächste Jahr besser war.
  • Lehrpläne entrümpeln
  • Trennung von Schule und Religion (Ethik/Weltanschauungsunterricht)
  • Freiräume schaffen
Die Dinge wie Freiräume halte ich für extrem wichtig. Sie sind ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu etwas mehr Schulautonomie. Diese ist zwar kein Allheilmittel, aber ein guter GEgenpart zu zentralen Prüfungen. Entscheidned ist hier vor allem, dass es sich um echte Freiräume handelt und nicht um Regelüberfrachtete Scheinfreiräume.
  • Förderung von E-Learning & Open Source
Zunächst doch mal Evaluierung von e-Learning, ggf. mit Modellversuchen. Falls es was taugt, gern auch Förderung. Und - wieso open source? PD, CC, GNU oder was? Außerdem wäre es Quark, die Angebote von M$ und Siemens/Nokia einfach so auszuschlagen.
  • freie Bereitstellung (digitaler) Medien für Schüler
Mit welchen Inhalten?
  • bundesweite einheitliche Bildung
  • einheitliche Rahmenpläne
Das darf aber nicht zu einem zentralistischen Einheitsbrei verkommen. Vorgaben in zentralen Punkten, Zentralprüfungen gern, aber bitte trotz allem Erweiterung der Schulautonomie und die staatlichen Vorgaben nur wo nötig.
  • teilweise Freiheiten für den Unterricht (Inhalte in demokratischer Zusammenarbeit mit Schülern zu bestimmen
Warum so konkret? Über Schulautonomie und echte Schülermitwirkung ist doch schon alles nötige vorhanden. Überflüssige Regelungen schaden eher als dass sie nutzen.

http://www.junge-piraten.de/themen/bildung/

Creative Commons: BY-SA 2.0 Lizenz

Bildung

Weitergehende Demokratisierung der Schulsysteme

Wir streben die weitergehende Demokratisierung des Schulsystems an. Demokratie und Grundrechte sind nicht selbstverständlich und müssen bereits in der Schule viel mehr thematisiert werden. Deshalb muss auch die Vorherrschaft des Lehrkörpers sowie anderweitiger autoritärer Kräfte aufgebrochen werden, um die freie Entfaltung der Schüler zum positiven hin und ein selbstbestimmtes Leben besser gewährleisten zu können.

Das bedeutet, dass die bestehenden Gremien (Klassensprecher, Schülersprecher, Stadtschülerräte, Landesschülerräte) weitergehende Kompetenzen bekommen müssen, die auf einer Stufe mit der der Lehrer stehen.

Eine Aufteilung der Kompetenzen zu jeweils einem Drittel auf Schüler, Lehrer und Eltern wäre eine gute Möglichkeit dies zu realisieren.

Soziale Gleichberechtigung

Schulerfolg und Schulbesuch dürfen nicht von der sozialen Herkunft der Schüler abhängig sein. Bildung ist der einzige gute Weg, jedem Menschen die freie Entfaltung seiner selbst zu ermöglichen, weshalb hier keine Unterschiede zum Tragen kommen dürfen.

Studiengebühren und indirekte Schulkosten

Studiengebühren müssen abgeschafft, indirekte Schulkosten reduziert werden. Die Ausbildung muss komplett Staatlich finanziert werden, unabhängig des Reichtums der Eltern. Diese müssen den Staat durch ihre Steuern finanzieren, denn letztendlich kommt ein besserer Bidungsdurchschnitt dem Staat wieder zugute.

eLearning, Creative Commons und das Internet generell im Bildungsbereich

Die Möglichkeiten, die es gibt, müssen, soweit wie es sinnvoll ist, umgesetzt werden. Beispielsweise könnten Lehrer das von ihnen genutzt Material für die Nacharbeit durch die Schüler bereitstellen. Natürlich kann der existierende Unterricht aber nicht entwertet werden. Die Qualität des Unterrichts durch eine kompetente Person kann das Selbststudium selten ersetzen. Beispielsweise könnte aber versucht werden, Schulbücher in der Schule zur Arbeit damit an die Schüler auszugeben, für das Selbststudium oder Hausaufgaben aber auch zu Hause online zur Verfügung zu stellen. Das würde natürlich einschließen, dass Schüler, die über keinen Internetzugang verfügen, über die Schule diesen und entsprechende Druckkapazitäten gestellt bekommen. So kann neben der Medienkompetenz auch die soziale Komponente gestärkt werden. Selbsterstelltes Material von Lehrern könnte zur freien Bearbeitung und Ergänzung zur Verfügung gestellt werden, was den Positven Nebeneffekt, der ständigen Aktualität und der besseren Effektivität hätte. Die Rolle der Verlage würde dann durch fachkundige, staatlich bezahlte Menschen ersetzt werden, die Qualität kontrollieren oder herstellen. So könnte auch die Lehrplanerarbeitung und die Lehrbucherstellung transparenter und öffentlich einsehbar werden. Im gesamten Bildungsbereich existieren noch viele Möglichkeiten, die mit Pilotprojekten ausgelotet werden können. Die Jungen Piraten fordern, dass dieser Kurs, soweit er derzeit eingeschlagen wird, weiter verfolgt und ansonsten mutig beschritten wird.

Mein Kommentar

Bildung

Das Programm der Jupis stellt auf der einen Seite viele Weitgehenede Forderungen, auf der snderen Seite scheinen mir die Ideen prinzipiell richtig. Einige Formulierungen sind unschön, z. B. "Reichtum der Eltern". Zu den einzelnen Punkten:

Mitbestimmung: Eine generelle Stärkung der Mitbestimmung scheint sinvoll. Die Forderung nach paritätischer Besetzung kommt an Hochschullen wie an Schulen immer wieder auf. Als geneerelle Forderung scheint mir das ungünstig, denn ich kenne Mehrere Schulen, an denen Drittelparität sicher nicht zu einer Verbesserung führen würde. Gleichwohl zeigt das Konzept und die erfolgreiche Umsetzung sogennanter Demokratischer Schulen, das weitgehende Mitbestimmung funktioniert. Eine Stärkung der Mitbestimmung, so wie höhere Schulautonomie, die die festgefahrenen Strukturen aufbrechen kann, scheint mir der erste praktikable Schritt zu sein um eine gewisse. Aabkehr vom teilweise extrem autoritären aktuellen System zu ermöglichen.

Soziale Gleichberechtigung Full ACK

Gebühren: IMO Schwächen bei der Formulierung, Forderungen vielleicht auch eher als Ziele definieren.

eLearning Bis auf eine Kleinigkeit finde ich den Abschnitt hervorragend. Viele der engagierten Lehrer erstellen Unterrichtsmaterialien in erheblichem Umfang in ihrer Freizeit. Die meisten hätten vermutlich nichts dagegen, diese Sachen auch anderen zur Verfügung zu stellen, das darf aber nicht verpflichtend werden.

Bildung im Parteiprogramm

Bildung in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft

Jeder Mensch hat das Recht auf freien Zugang zu Information und Bildung. Dies ist in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft essentiell, um jedem Menschen, unabhängig von seiner sozialen Herkunft, ein größtmögliches Maß an gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen. Mit diesem Ziel ist das Hauptanliegen institutioneller Bildung die Unterstützung bei der Entwicklung zur mündigen, kritischen und sozialen Person.

Der freie Zugang zu Information und Bildung ist jedoch nicht nur im Hinblick auf die gesellschaftliche Entwicklung notwendig, sondern auch im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung unserer Gesellschaft. Bildung ist eine der wichtigsten Ressourcen der deutschen Volkswirtschaft, da nur durch den Erhalt, die Weitergabe und die Vermehrung von Wissen Fortschritt und gesellschaftlicher Wohlstand auf Dauer gesichert werden können.

Investitionen in Bildung sind Investitionen in die Zukunft.

Die öffentliche Bildungsinfrastruktur

Der freie Zugang zu Bildungseinrichtungen ist im Interesse aller. Deshalb ist es Aufgabe der gesamten Gesellschaft, in Form des Staates, eine leistungsfähige und ihrem Zwecke angemessene Bildungsinfrastruktur zu finanzieren und frei zur Verfügung zu stellen. Private Finanzierung öffentlicher Bildungseinrichtungen ist grundsätzlich zu begrüßen, solange sie keinen Einfluss auf die bestehenden Lehrinhalte hat.

Bildungsgebühren jeglicher Art schränken den Zugang zu Bildung ein und sind deshalb kategorisch abzulehnen. Aus diesem Grund ist auch die Lehrmittelfreiheit zu befürworten. Diese ist am besten dadurch herzustellen, dass die Verwendung und das Schaffen von freien Werken zur Vermittlung von Wissen unterstützt und ausgebaut wird. Diese freien Werke sind nicht nur kostenfrei im Unterricht einsetzbar, sondern ermöglichen dazu dem Lehrenden ohne rechtliche Hürden die Lernmittel auf seinen Unterricht anzupassen.

Trotz des staatlichen Bildungsauftrages soll die Erziehung in Bildungseinrichtungen die Erziehung durch die Eltern nicht ersetzen. Zur umfassenden Bildung gehört, dass sich beide Formen der Erziehung gegenseitig ergänzen und fördern.

Bildung als individueller Prozess

Jeder Mensch ist ein Individuum mit persönlichen Neigungen, Stärken und Schwächen. Institutionelle Bildung soll daher den Einzelnen unterstützen seine Begabungen zu entfalten, Schwächen abzubauen und neue Interessen und Fähigkeiten zu entdecken. Neben starren Lehr- und Stundenplänen, werden vor allem einige Formen der Leistungsbewertung diesen Forderungen nicht gerecht. Insbesondere die Bewertung von Verhalten nach einem vorgegebenen Normenraster z.B. bei den sogenannten Kopfnoten lehnen wir ab.

Die Bildungsinhalte haben auf fundierten und belegbaren Erkenntnissen zu basieren und müssen von einem möglichst neutralen Standpunkt aus vermittelt werden. Dies beinhaltet vor allem eine sachliche Darstellung, die Ausgewogenheit der Standpunkte und eine kritische Quellenbewertung.

Demokratisierung der Bildungseinrichtungen

Die Bildungseinrichtungen sind für die dortigen Schüler und Studenten ein prägender und umfassender Bestandteil ihres Lebens. Sie sind deswegen als Lebensraum der Lernenden zu begreifen, dessen Gestaltung und Nutzung ihnen stets offen stehen muss. Eine demokratische Organisation der Bildungseinrichtungen soll den Lernenden, genau wie den anderen Interessengruppen der Bildungseinrichtungen, eine angemessene Einflussnahme ermöglichen. Auf diese Weise werden demokratische Werte vermittelt und vorgelebt, die Akzeptanz der Entscheidungen erhöht, sowie das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Bildungseinrichtungen gestärkt.

[NRW Wahlprogramm 2010]

Präambel

Bildung ist die Basis unserer Gesellschaft

Kommunikation, Information, Wissen und Bildung formen die Grundlage unserer Gesellschaft. Ihr Gesicht wird durch Bildung geprägt. Bildung ermöglicht den wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt, auf dem unser materieller und geistiger Wohlstand beruht. Sie setzt die Standards für unser Zusammenleben. Sie gibt Orientierung in einer komplexen Welt und schützt die Gesellschaft vor irrationalen Ängsten und leichtfertigen Vorurteilen. Sie versetzt uns in die Lage, Herausforderungen zu meistern, Problemlösungen zu finden und wenn nötig den Kurs zu ändern. Wer die Bildung vernachlässigt, zerstört die Grundlage, auf der unsere Gesellschaft aufgebaut ist.

Durch den Wandel der Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft in eine global vernetzte Wissensgesellschaft ist Bildung die wichtigste Ressource der deutschen Volkswirtschaft geworden. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands und damit die sozialen, kulturellen und persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten der Bürger basieren auf dem allgemeinen Bildungsniveau sowie der persönlichen Qualifizierung jedes Bürgers. Die großen Herausforderungen der Zukunft, wie zum Beispiel der Klimawandel, sind nur durch technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen, also durch ein sehr viel höheres allgemeines Bildungsniveau, zu bewältigen.

Wir wollen die Zahl der Abschlüsse im tertiären Sektor vervielfachen

Die NRW-Piraten stellen die Bildungspolitik deshalb ins Zentrum ihres politischen Handelns. Wir wollen die absolute Zahl der Abschlüsse im tertiären Sektor sichtbar erhöhen und gleichzeitig die Qualität aller Abschlüsse steigern. Aufgrund des demografischen Wandels sinkt die Zahl der schulpflichtigen Personen. Daher muss die Quote der Abschlüsse im tertiären Sektor innerhalb eines Jahrgangs in den kommenden zwei Jahrzehnten vervielfacht werden, um den Bedarf der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Gesellschaft an gut und sehr gut ausgebildeten Personen zu decken.

Dies wollen wir erreichen, indem mehr Schüler zur Hochschulreife gebracht werden und ein Hochschulstudium beginnen. Auch soll die Abbrecherquote massiv gesenkt werden. Darüber hinaus gilt es, die Qualität und Flexibilität beruflicher Ausbildungswege zu erhöhen. Diese sollen, wo immer es sinnvoll ist, zu einem Fachhochschul- oder Universitätsstudium ausgebaut werden. Letzteres ist vor allem für die Berufe notwendig, in denen eine wissenschaftlich fundierte Qualifikation immer wichtiger wird.

Wir bekennen uns zu einem umfassenden Bildungsbegriff

Die basisdemokratische Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen, wie sie von der Piratenpartei gefordert wird, ist nur mit mündigen, selbstbestimmten und aufgeklärten Bürgern möglich, die sich kritisch, lernfähig und solidarisch in die Willensbildung einbringen wollen. Die Piratenpartei NRW bekennt sich deshalb zu einem umfassenden Bildungsbegriff in der Tradition Humboldts. Wir sehen in einer besser gebildeten Bevölkerung einen Gewinn für eine demokratische und soziale Gesellschaft, der weit über quantifizierbare Effekte hinausgeht.

Die soziale und kulturelle Herkunft sowie die wirtschaftlichen Voraussetzungen des Elternhauses dürfen keinen Einfluss auf den individuellen Zugang zu Bildung haben. Dieser Einfluss soll bis zum Jahr 2030 soweit minimiert werden, dass sich die soziale Zusammensetzung der Hochschulabsolventen nicht mehr vom gesellschaftlichen Durchschnitt unterscheidet. Kein Schüler soll ohne Schulabschluss bleiben. Die NRW-Piraten setzen dabei auf das Prinzip der Förderung des Einzelnen. Nur wenn alle Schülerinnen und Schüler die richtige individuelle Förderung erhalten, können sich die Potenziale jedes Einzelnen entfalten.

Die NRW-Piraten sprechen sich für eine Beibehaltung der bestehenden allgemeinen Schulpflicht aus. Die Teilnahme am Schulunterricht sichert, dass Kinder und Jugendliche die Grundlagen einer gleichberechtigten, demokratischen und pluralistischen Gesellschaft kennenlernen. In Form von Mitschülern, Lehrern und sonstigen Betreuern können die Kinder und Jugendlichen Ansprechpartner für Fragestellungen und Probleme finden, die durch die Lebensentwürfe der Eltern oder dem sozialen Umfeld abgelehnt oder tabuisiert würden. Im Rahmen des Schulbesuchs ist den Kindern und Jugendlichen transparent zu machen, wie sie ihren eigenen Bildungsweg gegebenenfalls auch unabhängig von den Elternwünschen gestalten können. Zur besseren Integration von Zuwanderern soll ein interkulturelles Bildungsangebot geschaffen werden. Alle Bildungsinstitutionen sollen barrierefrei sein. Das mehrgliedrige Schulsystem in NRW muss durchlässiger werden.

Bildung ist ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag

Um unsere Ziele zu erreichen, sind gewaltige Anstrengungen vonnöten. Diese dürfen nicht dem Einzelnen aufgebürdet werden, sondern stellen einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag dar. Der Staat hat die Aufgabe, entsprechende räumliche, personelle und finanzielle Ressourcen bereitzustellen und eine auf jeden Einzelnen ausgerichtete Förderung zu garantieren. Der Zugang zu Bildung ist auf allen Ebenen kostenfrei zu gewährleisten und vollständig durch die Gemeinschaft zu finanzieren. Bei der Finanzierung des Bildungssystems sind grundsätzlich neue Prioritäten zu setzen. Der Bildungsetat muss deutlich ausgeweitet werden.

Selbstverwaltung der Schulen

Die NRW-Piraten lehnen von oben diktierte Reformen des Bildungswesens vehement ab. Selbst die besten Reformvorschläge scheitern, wenn sie nicht von allen Beteiligten getragen werden. Die NRW-Piraten setzen daher auf die Prinzipien Selbstverantwortung, Selbstverwaltung, Subsidiarität und Transparenz. Die Schulen sollen selbstverwaltete Einheiten werden, die auf demokratischem Wege über die Verwendung ihrer finanziellen und personellen Ressourcen sowie ihre Methodik und Unterrichtsplanung selbst entscheiden. Die zu vermittelnden Grundkompetenzen sowie bestimmte Standards sind für alle Schulen verbindlich.

Eine Schule kann die Entlassung in die Selbstverwaltung bei der zuständigen Schulbehörde beantragen. Dem Antrag muss eine Gründungssatzung beigelegt werden, die von der Schulversammlung beschlossen wurde. Die Schulleitung wird auf der Schulversammlung von allen anwesenden Lehrern, Eltern und volljährigen Schülern für fünf Jahre gewählt und nach Ablauf ihrer Amtszeit auf Basis ihres Rechenschaftsberichts entlastet. Um die Selbstverwaltung im Schulsystem zu verwirklichen, setzen sich die NRW-Piraten dafür ein, Lehrkräfte ab sofort nicht mehr zu verbeamten.

Die Finanzierung der Schulen erfolgt auf Basis einer Kopfpauschale pro angemeldetem Schüler. Die Höhe der Pauschale richtet sich nach dem Leistungsstand des Schülers beim Schuleintritt. Für lernschwache Schüler erhält die Schule eine höhere Kopfpauschale, da der Aufwand zur Erzielung der gewünschten Ergebnisse entsprechend höher ist. Die Erfolge der Schulen werden transparent kommuniziert, so dass Eltern und Schüler vor der Anmeldung ihre Schule beurteilen können. Ziel der Selbstverwaltung ist, dass individuelle Schulkonzepte vor Ort von den Betroffenen selbst entwickelt und umgesetzt werden. In der Summe entstehen so mehrere parallel auswertbare Lösungswege. Außerdem wird Bürokratie abgebaut.

Frühkindliche Bildung

Der frühkindlichen Bildung kommt bei der Verwirklichung unserer Ziele eine zentrale Bedeutung zu. Ihre Aufgabe ist es, die bestehenden Unterschiede in den persönlichen Kompetenzen der Kinder so weit auszugleichen, dass alle Kinder unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft mit möglichst guten Grundvoraussetzungen ihre Schullaufbahn beginnen. Die NRW-Piraten fordern deshalb, dass eine kostenlose Ganztagsbetreuung in wohnortnahen Kindertagesstätten mit flexiblen Öffnungszeiten für Kinder ab dem ersten Lebensjahr flächendeckend angeboten wird. Das Recht darauf ist gesetzlich festzuschreiben. Die Jugendämter sind verpflichtet, alle Eltern, deren Kinder im vierten Lebensjahr nicht in einer Kindertagesstätte angemeldet sind, durch verständliche Informationen nachhaltig über die Vorteile des KITA-Besuchs aufzuklären.

Eltern können die Kindertagesstätte für ihre Kinder frei wählen. Konfessionelle, soziale, kulturelle oder sonstige Zugangsbeschränkungen sind in Einrichtungen, die ganz oder teilweise öffentlich finanziert werden, nicht zulässig. Der Besuch von Kindertagesstätten sowie die Verpflegung in Kindertagesstätten sind kostenlos. Bei der öffentlichen Finanzierung von Einrichtungen sind alle Träger gleich zu stellen. Kommunen, die aus eigener Kraft die notwendige Zahl von Plätzen in Kindertagesstätten nicht bereitstellen können, werden vom Land finanziell unterstützt. Die Landesmittel sind entsprechend aufzustocken.

Alle Kinder werden im Alter von vier Jahren durch entsprechend geschultes Personal in ihrer sprachlichen und motorischen Entwicklung bewertet. Förderbedürftige Kinder erhalten in der Kindertagesstätte eine intensive sprachlich-motorische Förderung, um Defizite bis zum sechsten Lebensjahr auszugleichen. Die Zusammenarbeit mit den Eltern muss dabei aktiv gefördert werden. Die fachliche Qualifikation der Erzieherinnen und Erzieher soll verbessert werden, indem die Ausbildung zukünftig in einem pädagogischen Hochschulstudium absolviert wird.

Schule

Für jeden Schüler ist eine Ganztagsbetreuung mit Mittagessen und individuellen Lerngruppen oder einer Hausaufgabenhilfe am Nachmittag vorzusehen. Die NRW-Piraten setzen sich dafür ein, dass die schulische Ganztagsbetreuung von Kindern nicht die Familien in der Gestaltung ihrer Lebensentwürfe und Freizeit unangemessen einschränkt. Ein Ganztagsschulangebot soll ein echtes Angebot sein, das Familien Raum für Familienleben, Vereine, Hobbies, Hausaufgaben im Familienkreis oder ungeplante Kinderfreizeit lässt. Die Lehrer sind in ihrer Arbeit durch nicht-lehrendes Personal, wie Assistenten, Psychologen oder Sozialpädagogen, soweit zu unterstützen, dass sie sich auf die Vermittlung des Unterrichtsstoffes konzentrieren können.

Im Sinne der Menschenrechte und einer Kultur des sozialen Miteinanders muss das Ziel einer jeden Schulpädagogik sein, Aus- und Abgrenzungen weitestgehend zu vermeiden. Daher streben die NRW-Piraten einen kontinuierlichen Rückbau der Förderschulen in NRW an. Schülerinnen und Schüler mit speziellen Förderbedürfnissen sollen nach den Prinzipien der Inklusionspädagogik weitestgehend in die allgemeinbildenden Schulen eingebunden werden. Bestehende bauliche Barrieren in Grundschulen und weiterführenden Schulen werden zügig beseitigt.

Primarstufe

Die vierjährige Primarstufe soll in Zukunft wesentlich mehr Kinder auf einen schulischen Bildungsweg vorbereiten, der mit dem Abitur abgeschlossen wird. Sie hat daher die Aufgabe, wesentlich mehr Kinder mit den dafür notwendigen Grundkompetenzen auszustatten. Dies kann nur durch eine individuelle Förderung der Schüler geschehen, deren Ziel es ist, insbesondere die herkunftsbedingten Leistungsunterschiede auszugleichen. Um diese individuelle Förderung zu gewährleisten, darf die Klassengröße 15 Schüler nicht überschreiten.

Sekundarstufen I und II

Eingliedriges Schulsystem

Die TIMSS-Studie, die DESI-Studie und die PISA-Studien stellten für die Sekundarstufe I in Deutschland fest, dass sich die mathematischen und literarischen Kompetenzen von Hauptschülern, Realschülern und Gymnasiasten zu einem großen Prozentsatz überschneiden. Das bedeutet, dass es in allen Schulformen sehr gute, mittlere und schwache Schüler gibt, nur in unterschiedlichen Prozentanteilen. Hieraus schließt die UNICEF-Studie "Disadvantages In Rich Nations", dass die Kinder in Deutschland zu früh und falsch sortiert werden. Die Studie fasst die Situation in Deutschland unter dem Titel: "Germany: Children Sorted For A Life" (Deutschland: Kinder für ihr ganzes Leben einsortiert) zusammen, um zu verdeutlichen, dass diese frühe Einsortierung kaum rückgängig zu machen ist. Die PISA-Sonderstudie zu Erfolgschancen von Migrantenkindern kritisiert ebenfalls das deutsche Bildungssystem. Migrantenkinder der zweiten Generation, also Schülerinnen und Schüler, die in Deutschland geboren sind, aber ausländische Eltern haben, erbringen noch schlechtere Leistungen als Migrantenkinder der ersten Generation. 40% von ihnen erreichen nicht die zweite von fünf Kompetenzstufen.

Da sich die eingliedrigen Schulsysteme der PISA-Spitzenreiter Finnland und Kanada in der Vergangenheit als leistungsfähiger erwiesen haben und wir das Ziel verfolgen, die Zahl der Abiturienten pro Jahrgang zu vervielfachen, schlagen die NRW-Piraten ein eingliedriges Schulsystem vor. Dessen vorrangiges Ziel ist es, möglichst viele Schüler zur Hochschulreife zu bringen. Das bisherige viergliedrige System, bestehend aus Hauptschule, Realschule, Gymnasium und Gesamtschule, selektiert zu früh und fördert zu wenig. Alle Schüler sollen grundsätzlich die Möglichkeit haben, ohne Schulwechsel das Abitur anzusteuern. Ein derart tiefer Eingriff in die Schulrealität kann nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Die NRW-Piraten wollen daher eine schrittweise Umsetzung unter Einbeziehung aller Beteiligten.

Fließende Schullaufbahn

Jeder Schüler soll die Möglichkeit haben, seine Schullaufbahn individuell zu planen und zu absolvieren. Auch bei einer umfassenden Beseitigung von herkunftsbedingten Leistungsunterschieden wird es immer Unterschiede im Leistungsniveau der Schüler geben. Dies gilt es in der Sekundarstufe I zu berücksichtigen. Die NRW-Piraten schlagen deshalb eine Schule mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten vor. Dazu werden die Klassenverbände nach einer zweijährigen Orientierungsstufe zugunsten eines flexiblen Kurssystems aufgelöst.

Ein flexibles Kurssystem löst zahlreiche Probleme des existierenden Klassensystems. Mangelhafte Leistungen in einer bestimmten Zahl von Fächern haben nicht mehr die Wiederholung der ganzen Klasse zur Folge, sondern lediglich die Wiederholung der mangelhaft abgeschlossenen Kurse. Umgekehrt werden besonders leistungsfähige Schüler nicht mehr unterfordert oder zum Überspringen einer ganzen Klasse gezwungen, sondern können Kurse wählen, die ihrer Leistungsfähigkeit entsprechen. Der Übergang in die Sekundarstufe II erfolgt fließend, sobald die entsprechende Zahl von Kursen der Sekunderstufe I erfolgreich abgeschlossen wurde. Damit wird auch die Problematik von G9 und G8 vermieden. Wenn mehrere Kurse derselben Leistungsstufe angeboten werden und der Schüler den Kurs und damit auch den Lehrer frei wählen kann, werden überdies viele Probleme vermieden, die daraus entstehen, dass die Schüler keinen Einfluss darauf haben, welche Lehrkraft sie unterrichtet.

Schulabschlüsse wie der Hauptschulabschluss, die Fachoberschulreife oder das Abitur werden durch den erfolgreichen Abschluss einer bestimmten Zahl von Kursen mit einer besonderen weiteren Prüfung erlangt. Um das Leistungsniveau innerhalb einer Schule und landesweit vergleichbar zu machen, müssen während der gesamten Schullaufbahn bestimmte Kurse durch eine zentrale Prüfung abgeschlossen werden. Ein Curriculum mit Pflicht- und Wahlkursen gewährleistet dem einzelnen Schüler ein hohes Maß an Freiheit bei der inhaltlichen Differenzierung seiner Schullaufbahn. Gleichzeitig wird garantiert, dass wichtige Grundkompetenzen im Sinne eines umfassenden Bildungsideals an alle Schüler vermittelt werden.

Die NRW-Piraten sind sich bewusst, dass ein eingliedriges, kursbasiertes Schulsystem nur auf Basis eines breiten gesellschaftlichen Konsens und nicht von oben herab erfolgreich eingeführt werden kann.

Individuelle Förderung

Durch den Aufbau eines schulinternen Fördersystems sollen Schüler, deren Leistung nicht befriedigend ist, individuell unterstützt werden. Die dafür zusätzlich benötigten Lehrkräfte sind sofort einzustellen. Die Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer durch nicht-lehrendes Personal ist eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung der individuellen Förderung. Um einen Unterricht zu gewährleisten, der allen Schülern gerecht wird, darf die Klassen- beziehungsweise Kursgröße in den Sekundarstufen I und II maximal 15 Schüler betragen. Dort wo es pädagogisch notwendig ist, wie beispielsweise in speziellen Fördergruppen, muss diese Zahl entsprechend niedriger sein.

Benotung und Bewertungskriterien

Die Aussagekraft einer Note außerhalb der Rahmenbedingungen, in der sie erhoben wurde, ist sehr gering. Eine Bewertung der Leistung kann nur als Orientierungshilfe für Schüler, Eltern und Lehrer innerhalb der Schullaufbahn dienen. Um diesen Zweck zu erfüllen, sollte die Bewertung von Schülern differenzierter als durch Noten erfolgen. Dazu gibt es zahlreiche Ansätze, die in der täglichen Praxis stärker umgesetzt werden müssen. Insbesondere in einem künftigen Kurssystem sind detailliert aufgeschlüsselte fachliche Bewertungen wünschenswert, um darauf aufbauend die weitere Kurswahl gezielt vorzunehmen. Kopfnoten lehnen die Piraten grundsätzlich ab.

Unterstützende und flankierende Maßnahmen für das Schulsystem - IT und Lernmittel

Die Ausstattung mit digitalen Arbeitsmitteln und ein Internetzugang für alle Lernenden ist eine Grundvoraussetzung für den Zugang zur Informations- und Wissensgesellschaft und einer aktiven Teilhabe an dieser. Das erhebliche Ungleichgewicht zugunsten der papiergebundenen und nicht-netzwerkfähigen Bereitstellung von Lernmitteln ist historisch bedingt und stellt eine Momentaufnahme der aktuellen Entwicklung dar. Die NRW-Piraten regen eine deutliche Verschiebung dieser Verhältnisse an. So werden zudem Innovationsprozesse in den entsprechenden Branchen, etwa Schulbuchverlagen, Anbietern von Digitalmedien und IT-Dienstleistern, stimuliert.

Digitale Medien

Unterrichtsmaterial für Lehrer und Schüler sollte unter einer freien Lizenz zugänglich gemacht werden. Das vereinfacht den Lehrkräften die Erarbeitung von eigenen Unterrichtsmaterialien. Die Erstellung und Freigabe qualitativ hochwertiger Materialien durch Lehrer und Fachbuchautoren wird durch das Land entsprechend vergütet.

Die kommunalen Gesamtinvestitionen der Städte und Landkreise für audiovisuelle Digitalmedien betragen jährlich rund eine Millionen Euro beziehungsweise 0,48 Euro pro Schüler. Der aktuell aufgewendete Betrag stellt 0,8 Prozent des Umsatzes mit Lehr- und Übungsbüchern im Jahr 2008 dar. Die Digitalmedien werden über die Verleihsysteme der kommunalen und Landesmedienzentren sowie über das gemeinsam betriebene landesweite Online-Distributionssystem für alle allgemein- und berufsbildenden Schulen kostenlos bereitgestellt. Die NRW-Piraten wollen den Betrag von einer Millionen Euro auf 5,52 Millionen Euro beziehungsweise 2,50 Euro pro Schüler anheben. Dies entspricht dem Betrag, der in Finnland jährlich für Digitalmedien investiert wird.

IT für Schulen

Die Bereitstellung von Computern für allgemein- und berufsbildende Schulen erschöpft sich zurzeit in stationären Desktop-Geräten und gegebenenfalls Notebooks, die in der Schule ausgeliehen werden können. Die Geräte kommen hauptsächlich in Computerräumen und Medienecken zum Einsatz. Hier entfällt im Landesdurchschnitt ein Computer auf acht bis zwölf Schüler. Die Nutzungskultur von Desktop-Geräten für die Unterrichtsvorbereitung, die Hausaufgaben sowie allgemeine Bildungsaspekte ist stark abhängig von der jeweiligen sozialen und wirtschaftlichen Situation der Elternhäuser.

In einigen Städten und Landkreisen betreiben die kommunalen Rechenzentren Unterstützungssysteme für Schulen, zum Beispiel Dateiablageserver mit zentral verwalteten Zugangsberechtigungen. Der Einsatz von Lernmanagementsystemen mit virtuellen Klassenzimmern, auf die auch von zuhause aus zugegriffen werden kann, bleibt der Initiative einzelner Schulen und Kommunen überlassen. Lediglich die Stadt Hennef im Rhein-Sieg-Kreis und die Regio-IT der Stadt und des Kreises Aachen haben zurzeit den Einsatz von virtuellen Klassenzimmern flächendeckend umgesetzt. Auch der erfolgreiche Einsatz von Mobile Computing in der Schule hatte bislang nur Modellprojektcharakter und ist, ebenso wie die digitale Schulmappe, nur in einigen Evaluationsprojekten realisiert.

Die NRW-Piraten regen daher eine landesweite "IT-Initiative Bildungsinnovation" an. Diese beinhaltet, die Bereitstellung personalisierbarer standardisierter multimediafähiger Notebooks oder Netbooks für alle Schülerinnen und Schüler ab dem fünften Schuljahr stetig auszubauen. Die Anschaffung soll über Leasingverträge mit Versicherung und 24-Stunden-Supportservice stattfinden. Die notwendige Standardsoftware kann zu neunzig bis hundert Prozent aus Open-Source-Angeboten bestehen. Außerdem ist vorgesehen, das Angebot serverbasierter virtueller Lernumgebungen oder Lernmanagementsysteme für alle Schulformen auszubauen. Die Bereitstellung der IT-Serverdienstleistungen kann über das Netzwerk der kommunalen IT-Dienstleister erfolgen. Die finanzielle Belastung beträgt etwa 2,50 Euro pro Schüler und Jahr.

Finanzierung der landesweiten IT-Initative

Die landesweiten Ausgaben für Schul- und Übungsbücher liegen aktuell bei 56 Euro pro Schüler und Jahr. Diese werden zu zwei Dritteln vom Land und zu einem Drittel von den Eltern der Schüler getragen. Auf die öffentliche Hand entfallen also 82 Millionen Euro, die Eltern der Schüler zahlen 41 Millionen Euro. Auf Antrag können die Schulbuchkosten für Kinder von Hartz-IV-Empfängern von den Sozialämtern übernommen werden. Hinzu kommen eine Millionen Euro für Digitalmedien und Online-Lizenzen, die zu hundert Prozent von den Kommunen getragen werden. Die Kosten für papiergebundene Zusatzlektüre und Fotokopien von derzeit etwa 44 Millionen Euro werden vollständig von den Schülereltern aufgebracht und sind nicht erstattungsfähig. Außerdem geben die Eltern in Nordrhein-Westfalen zusätzlich etwa 260 Millionen Euro für private Nachhilfe aus, um die unzureichende staatliche individuelle Förderung zu ergänzen. Hieraus ergibt sich eine Gesamtinvestition von 428 Millionen Euro, von denen die öffentliche Hand lediglich 82 Millionen Euro, die Schüler und ihre Eltern aber 346 Millionen Euro beisteuern.

Die "IT-Initiative Bildungsinnovation für Schulen" sieht Ausgaben für Digital- und Online Medien, sowie für Lernmanagmentsysteme oder virtuelle Klassenzimmer von 11 Millionen Euro pro Jahr vor. Für eine flächendeckende Versorgung mit Multimedia-Notebooks für jeden Schüler ab der 5. Klasse ergeben vorsichtige Rechnungen zusätzliche 151 Millionen Euro jährlich. Die Gesamtbelastung beträgt folglich 162 Millionen Euro pro Jahr. Der Betrag für Digitalmedien soll sofort im ersten Jahr in voller Höhe bereitgestellt werden. Von den weiteren Mittel sollen im ersten Jahr ein Fünftel, im zweiten Jahr zwei Fünftel usw. bereitgestellt werden, bis im fünften Jahr die volle Höhe erreicht ist.

Die NRW-Piraten streben eine vollständige Übernahme der Schulbuchkosten durch die öffentliche Hand an. Demgegenüber soll ein moderater Elternbeitrag von 25 Euro pro Jahr erhoben werden. Mit diesem sollen die Digitalmedien und die Lernplattformen vollständig und die Notebooks zu einem Drittel finanziert werden. Zwei Drittel der Kosten für die Notebooks sollen aus Landesmitteln stammen. Der Elternbeitrag kann für Hartz-IV-Empfänger auf Antrag durch die Sozialämter erstattet werden.

Lehrkräftefortbildungen

Die NRW-Piraten regen an, den Umgang mit Lernmanagementsystemen und Online-Medien im Rahmen der IT-Initiative in die reguläre Lehrerfortbildung zu übernehmen. Hierzu ist es erforderlich, landesweit insgesamt 100 medien- und IT-affine Lehrkräfte und Dozenten zur Durchführung dieser Fortbildungen frei- oder einzustellen. Die zusätzlich notwendigen Investitionen sind in der jährlichen Steigerungsrate der Bildungsinvestitionen enthalten.

Die NRW-Piraten wollen die verpflichtende Lehrkräftefortbildung auf zehn Tage pro Jahr ausbauen. Drei Tage der Lehrkräftefortbildung sollen in universitärer Verantwortung liegen und an universitären Pädagogik- oder Fachseminaren durchgeführt werden. Dies dient einem schnelleren und effizienteren Transfer universitärer Erkenntnisse in die berufliche Praxis. Außerdem werden die entsprechenden Fachbereiche der Universitäten dazu angehalten, sich stärker in der beruflichen Fortbildung zu engagieren. Sie bereiten sich durch entsprechende Fortbildungsangebote auf eine allgemein anzustrebende Kultur des lebenslangen und berufsbegleitenden Lernens vor und sind in diesen Prozess aktiv eingebunden. Die Lehrkräfte entscheiden selbst, welche Fortbildungsangebote sie aus dem universitären Portfolio wahrnehmen möchten. Die Fortbildungen sind nachweispflichtig.

Schulkultur

Schulkultur bedeutet für die NRW-Piraten den vertrauensvollen und partnerschaftlichen Umgang aller Beteiligten. Das schließt neben Schülern, Lehrern und Eltern auch das nicht-pädagogische Personal der Schulen und Kooperationspartner mit ein. Toleranz und gegenseitiger Respekt sind Grundvoraussetzungen für das Gelingen von Inklusionspädagogik. Hier müssen die Schulen gestärkt und zeitliche, finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

Die Schüler verbringen durch die Ganztagsbetreuung immer mehr Zeit in der Schule. Daher ist die Umgestaltung der Schulen von einem bloßen Lernraum zu einem echten Lern- und Lebensraum zentraler Punkt der Schulkultur. Mensa, Aufenthaltsräume, Ruhezonen, Sportbereiche, Bibliotheken und gestaltete Außenbereiche sollen weiter ausgebaut werden. Schule kann auf diese Weise zu verschiedensten Aktivitäten von Schülern, Eltern und anderen einladen, die damit positiv auf das Lernklima zurückwirken. In der unterrichtsfreien Zeit und in nichtgenutzten Räumen können Veranstaltungen von der Schulgemeinschaft und für die Schulgemeinschaft stattfinden.

Das Thema Schulkultur muss in der Aus- und Fortbildung von Lehrern mehr Berücksichtigung finden. Teamstrukturen müssen in der Schule weiter gestärkt werden. Vor allem in großen Systemen ist es notwendig, für alle Schüler überschaubare Strukturen zu schaffen, die ein positives Lernklima begünstigen. Hilfreich sind hier verschiedene feste Lehrerteams, die sich austauschen und koordinieren und dem Schüler als Ansprechpartner zur Seite stehen. Neben den äußeren Strukturen wird die soziale Kompetenz der Schüler durch den Einsatz von vielfältigen Unterrichtsformen gefördert. Gemeinsame Aktivitäten, zum Beispiel Fahrten und Feiern, müssen wieder einen höheren Stellenwert erlangen. Internationale Themenprojekte, auch in Kooperation mit Ländern außerhalb Europas, können mit Hilfe der neuen Medien verstärkt Eingang in den Unterricht finden und die Orientierung in einer globalisierten Welt erleichtern.

Hochschule

Der Wandel unserer Gesellschaft in eine Informations- & Wissensgesellschaft lässt sich, wie in der Präambel dargelegt, nicht aufhalten. Daher sehen die NRW-Piraten die Gesellschaft in der Pflicht, jedem Menschen und Bürger Chancen auf eine Hochschulbildung zu eröffnen.

Studiengebühren führen neben vielen anderen Faktoren dazu, dass viele junge Menschen von einer Laufbahn an den Hochschulen absehen. Das stellt nicht nur eine Einschränkung des Menschenrechts auf Bildung dar, sondern ist auch im Hinblick auf die soziale und wirtschaftliche Zukunft Deutschlands unverantwortlich. Die bisherige Praxis führt zu einer finanziellen und sozialen Selektion der Studierwilligen. Daher fordern wir den freien Zugang zum Hochschulstudium und die Abschaffung der zurzeit in Nordrhein-Westfalen erhobenen Studiengebühren. Die Bildung und Ausbildung von Studenten ist Aufgabe der Gemeinschaft, welche von gut ausgebildeten Akademikern profitiert. Daher ist auch die Finanzierung dieser Bildung und Ausbildung von der Allgemeinheit zu tragen.

Durch den Bologna-Prozess wurden die Studienzeiten der meisten Studiengänge drastisch verkürzt, ohne dass dabei auch der zu vermittelnde Stoff verringert wurde. Diese Stoffverdichtung führt zu einer deutlich höheren Arbeitsbelastung der Studierenden. Deshalb ist es mit den Bachelor- und Master-Studiengängen kaum noch möglich ist, neben dem Studium zu arbeiten und dieses so zu finanzieren. Das BAföG rückt daher deutlich stärker in den Mittelpunkt der Studienfinanzierung. Der BAföG-Höchstsatz von 643 Euro ist jedoch keineswegs ausreichend, um den Bedarf eines Studenten wirklich decken zu können. Auch die Anforderungen um Bafög zu beziehen sind zu hoch.

Die NRW-Piraten fordern folglich, das BAföG auf einen Satz anzuheben, welcher jedem Studenten ein vernünftiges Leben ohne den Zwang zu einem Nebenverdienst ermöglicht. Weiterhin fordern wir, das BAföG elternunabhängig zu gestalten. Die aktuelle Situation führt oftmals dazu, dass Kinder im Zweifel ihre Eltern auf Zahlung von Unterhalt verklagen müssten. Das ist offensichtlich nicht praktikabel. Jeder Student sollte unabhängig vom Einkommen der Eltern sein BAföG beziehen können.

Der Bologna-Prozess, der in der Erklärung von Bologna seinen Anfang nahm, hatte eigentlich nur ein Ziel: Die Internationalisierung und Vergleichbarkeit der Studienabschlüsse herzustellen. In jedem unterzeichnenden Land sollte so klar sein, was ein Studierender studiert hat und was er innerhalb dieses Studiums geleistet hat. Heute wird der Bologna-Prozess jedoch mit Anwesenheitspflicht in Vorlesungen, Überlastung der Studenten und hohen Abbrecherquoten gleichgesetzt. Die Hochschulen scheinen mit der Reform vollkommen überfordert zu sein. Aus diesem Grund fordern die NRW-Piraten, dass die Hochschulen sich auf die Kernaufgabe des Bologna-Prozesses konzentrieren.

Bildung muss mehr als eine reine Ausbildung sein. Die absolute Verschulung der Studiengänge ist grundsätzlich abzulehnen. Es soll jedem Studenten wieder ermöglicht werden, ein Studium Generale durchzuführen. Wir werden die Hochschulen wieder selbst festlegen lassen, wie lange ein Bachelor-Studium dauern soll. Außerdem setzen die NRW-Piraten sich dafür ein, dass jeder Student nach qualifiziertem Abschluss seines Bachelors ein Anrecht auf einen Master-Platz hat.

Hochschulen sollen Körperschaften des öffentlichen Rechts sein, die sich selbst demokratisch verwalten. Die Hochschulen haben jedoch seit einiger Zeit kaum noch Einfluss auf ihre eigene Entwicklung. Stattdessen entscheidet der Hochschulrat über ihre Belange. Nach aktueller Gesetzeslage soll sich der Hochschulrat zu mindestens 50 Prozent aus Externen und maximal zu 50 Prozent aus Hochschulmitgliedern zusammensetzen. Es ist aber auch möglich, den Hochschulrat komplett aus Externen zu bilden. In diesem Fall entscheiden häufig allein Führungskräfte der Wirtschaft über die Belange einer Hochschule. Für Studierende, die immerhin die mit Abstand größte Gruppe an der Hochschule darstellen, ist dagegen keine Mitwirkungsmöglichkeit vorgesehen.

Der Hochschulrat wählt unter anderem das Präsidium der Hochschule und kann so die Entwicklungs- und Wirtschaftspläne der Hochschule im eigenen Interesse mitbestimmen. Die NRW-Piraten wollen dieses undemokratische Gremium abschaffen und die demokratischen Strukturen innerhalb der Hochschule wieder herstellen. Weiterhin setzen wir uns für eine Änderung der Zusammensetzung der Senate der Hochschulen ein. Aktuell stellen die Professoren an den meisten Hochschulen mindestens 50 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder des Senats. Die Studenten und die Mitarbeiter der Universität sind zumeist deutlich in der Minderheit. Jede der Gruppen sollte ein Drittel der stimmberechtigten Mitglieder stellen dürfen, wobei die wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter jeweils zur Hälfte vertreten sein sollten. Ziel ist die Gleichberechtigung von Mitarbeitern, Studenten und Professoren.

In einigen Bundesländern mit CDU-Regierungen wurden die verfassten Studierendenschaften stark eingeschränkt oder sogar komplett abgeschafft. Diesem Trend stellen sich die NRW-Piraten entschieden entgegen. Die verfasste Studierendenschaft ist als Interessenvertretung der Studenten unverzichtbar. Sie versetzt zudem die heranwachsenden Bürger unseres Landes in die Lage Demokratie zu erlernen, zu gestalten und aktiv zu erleben. Wir setzen uns deshalb für eine Erhaltung dieser demokratischen Strukturen ein.

Erwachsenenbildung

Die Erwachsenenbildung ist ein weites Feld. Sie reicht von Alphabetisierungskursen und Sprachkursen im Rahmen der Integration von Zuwanderern über die betriebliche Fortbildung und privatwirtschaftliche Qualifizierung bis hin zu einem Zweit- oder Drittstudium an einer Hochschule. Die Landesregierung sollte den Aufbau von frei zugänglichem Lehr- und Unterrichtsmaterialien in diesen Bereichen finanziell fördern, um den Zugang zu Bildung auch für Erwachsene zu vereinfachen. Dem lebenslangen und berufsbegleitenden Lernen fällt eine zunehmend wichtige Rolle in Gesellschaft und Wirtschaft zu. Es ist wichtig um die Wettbewerbsfähigkeit, Kreativität und Innovationskraft unserer Volkswirtschaft zu erhalten und auszubauen. Hierzu ist es vonnöten, geeignete Maßnahmen für den schnelleren Wissenstransfer aus den Hochschulen in die berufliche Praxis festzulegen und umzusetzen.

Die Piratenpartei regt daher an das System der Volkshochschulen durch den Ausbau zertifizierter Fortbildungsmöglichkeiten zu stärken. Dies kann parallel zu den existierenden privatwirtschaftlich geführten Bildungsunternehmen und -initiativen vonstatten gehen. Dazu sollen die Volkshochschulen durch die Einführung von Summerschools, Kursen und Curricula in Kooperation mit den Berufsakademien, Fachhochschulen und Universitäten noch effizienter als bisher in unsere Bildungslandschaft integriert werden. Hierzu ist die Bereitstellung von Online-Werkzeugen, die ein orts- und zeitunabhängiges Lernen fördern und ermöglichen, unerlässlich. Angeregt wird daher die staatlich finanzierte beziehungsweise staatlich geförderte Bereitstellung von Lernplattformen zum integrierten Lernen als flankierende Maßnahme.

Erwachsenenbildung geht als Teil des lebenslangen Lernens weit über Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen hinaus. Die NRW-Piraten sehen die Bundesregierung und die Landesregierungen in der Pflicht, lebenslanges Lernen durch Bereitstellung von kostenfrei zugänglichem Lehrmaterial für Standardabschlüsse und Zertifizierungen sowie dem Angebot von modularen Prüfungen zu fördern. Die Materialien sind gleichzeitig als Ergänzung zum Schulunterricht für Schüler nutzbar. Die NRW-Piraten unterstützen außerdem den Ausbau und die Förderung von Projekten für Offene Bildung, bei denen Bildungsinhalte kostenlos und allgemein verfügbar gemacht werden.

Die NRW-Piraten sehen einen wesentlichen Aspekt für eine Steigerung der allgemeinen Bildung in der Fehlertoleranz von Bildungssystemen. Personen in einer finanziell angespannten Lage müssen die Möglichkeit haben, Fehler zu machen beziehungsweise Fehlentscheidungen zu treffen. Systeme, die nur eine Chance für alle bieten, bestrafen gerade diejenigen, die sich zusätzliche Kurse oder Prüfungen nicht leisten können. Eine Kostenexplosion lässt sich durch den verstärkten Einsatz von modernen Medien und staatlichen Selbstlernangeboten, ergänzt durch regelmäßige öffentliche Prüfungstermine, verhindern.

Die Erwachsenenbildung der Zukunft wird sich durch einen nahezu formlosen Zugang zu öffentlichen und öffentlich anerkannten, kostenfreien, außerschulischen Lernprogrammen mit geringen Prüfungskosten auszeichnen müssen. Modulare Zertifizierungen erlauben dabei das Sammeln von Einzelzertifikaten auch über einen langen Zeitraum, die letztlich zu einem Abschluss zusammengefasst werden können. In der Folge ergeben sich flexible Anpassungsmöglichkeiten an individuelle Lebensumstände, sowie eine Motivation zur Steigerung der Bildung quer durch die Bevölkerung. Die Notwendigkeit einer Anmeldung mit langfristigen Verpflichtungen beziehungsweise Kosten entfällt somit. Dies kommt zum Beispiel den Lebensrealitäten von Familien, prekär Beschäftigten, Kurzarbeitern oder Erkrankten entgegen. Dennoch werden Möglichkeiten eröffnet, die erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse entsprechend zertifizieren zu lassen. Generell sind dabei Prüfungen, die sich an einen Kurs anschließen, auch für Selbstlerner offen.

Die NRW-Piraten setzen sich für eine stärkere Öffnung, Vernetzung, Kommunikation und Zusammenarbeit der bisher oft abgeschottet arbeitenden Bildungsinstitutionen ein. Den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten kommt eine wichtige Rolle als Produzent und Anbieter von Materialien zur Unterstützung von Lerninhalten, orientiert an den Lehrplänen staatlicher Schulen, zu. Gerade im Medienbereich ist verstärkt darauf zu achten, dass Mehrwert, der durch den Einsatz von Steuermitteln erzeugt wird, dem Steuerzahler unentgeltlich zur Verfügung steht. Dies gilt insbesondere für Medieninhalte, die über das Internet langfristig in Archiven verfügbar gehalten werden können.

Die NRW-Piraten sehen die Erhaltung und den Ausbau von staatlichen und privaten Förderprogrammen als wichtig an. Die zukünftigen Programme sollen allerdings nicht ausschließlich auf "Eliten" und "Top-Performer", die oft ohnehin schon gefördert werden, ausgerichtet sein. Als Zielgruppe solcher Programme sind vielmehr alle Lernwilligen zu begreifen, unabhängig von deren bisheriger Bildungsbiografie. In Schule und Medien soll daher verstärkt auf Bildungsangebote, Fördermöglichkeiten und die Vergabemodalitäten hingewiesen werden. Wesentlicher Bestandteil sinnvoller Bildungsförderung ist eine geringe Zugangsschwelle. Informationen über Bildungsmöglichkeiten müssen ohne Aufwand auffindbar sein und dürfen kein Herrschaftswissen darstellen.

Die NRW-Piraten sehen es im Rahmen des lebenslangen Lernens als konsequent an, auch Förderprogramme und Stipendien für Erwachsene anzubieten. Die NRW-Piraten betrachten neben berufsbegleitender Weiterbildung auch Bildungsurlaub als wichtigen Teil des Arbeitslebens und als wichtiges Element der Erwachsenenbildung zur Erweiterung des geistigen Horizonts.

Finanzierung

Die bildungspolitischen Aufgaben, die vor uns liegen, können durch eine Umschichtung der Landesmittel allein nicht finanziert werden. Schon die Reduzierung der Klassen- und Kursgrößen auf 15 Schüler innerhalb der nächsten zehn Jahren ist nur möglich, wenn die Zahl der Lehrkräfte und damit die Personalausgaben verdoppelt werden. Dies gilt selbst bei sinkenden Schülerzahlen. Die NRW-Piraten gehen davon aus, dass der Bildungshaushalt zur Realisierung der Aufgaben innerhalb von zehn Jahren vervielfacht werden muss. Das entspricht einer jährlichen Erhöhung der Bildungsausgaben um rund 8 Prozent. Um dies zu realisieren, muss gemeinsam mit dem Bund ein neuer Finanzierungsmodus vereinbart werden.

Durch die Verbesserung der Bildung wird die Grundlage für ein wirtschaftliches Wachstum in der Zukunft und damit für steigende Steuereinnahmen gelegt. Folgekosten in den sozialen Sicherungssystemen können nachhaltig eingespart werden. Die NRW-Piraten gehen davon aus, dass die höheren Bildungsausgaben kurzfristig durch Einsparung von Subventionen und mittelfristig durch Steuermehreinnahmen und Einsparungen bei den Sozialausgaben finanziert werden können. Da die Bildungshoheit der Bundesländer spätestens bei Einführung der schulischen Selbstverwaltung, wie sie von den NRW-Piraten gefordert wird, im Grunde obsolet wird, sollte die Bildung im Rahmen einer Grundgesetzänderung langfristig zur Aufgabe des Bundes erklärt werden.