Sehr geehrter Damen und Herren,
in der aktuellen Ausgabe der Westfalenpost berichten Sie über den Mitgliederschwund bei den etablierten Parteien. Es hat mich sehr verwundert, dass es Ihnen in Ihrem halbseitigen Artikel gelungen ist, die Piratenpartei gänzlich unerwähnt zu lassen. Westfalen liegt wie der Name schon nahelegt in Nordrhein-Westfalen und dort gibt es einen Landtag, in dem es eine 18-köpfige Fraktion der Piratenpartei gibt. Auch in vielen Stadträten und Kreistagen in NRW sind Piraten wirksam vertreten. Sicher wenden Sie jetzt ein, dass es in Ihrem Artikel um eine Studie geht, die sich auf auf die etablierten Parteien beschränkt. Was Sie jedoch nicht davon abhält, sowohl im Text als auch in den Grafiken mit selbst recherchierten Informationen über die AfD zu berichten.
In seinem Leitartikel beklagt Christian Kerl die schwindende Mittlerfunktion der Parteien zwischen Bürger und Staat, was in der Forderung an die Parteien gipfelt, Beteiligungsmöglichkeiten jenseits einer jahrelangen Parteizugehörigkeit zu schaffen. Die Piratenpartei bietet von Beginn an Beteiligungsmöglichkeiten jenseits einer Parteizugehörigkeit. An den Besprechungen sämtlicher Arbeitsgruppen und innerparteilicher Gremien können sich über das Internet oder in öffentlichen Versammlungen auch Nichtmitglieder gleichberechtigt einbringen.
Für die Stabilität unserer Demokratie wäre es sicher besser darüber zu berichten, anstatt diese tot zu schweigen und stattdessen durch ständige Berichterstattung die mindestens rechtspopulistische Protestpartei AfD zu etablieren. Berichte über Mitgliederschwund sind auch für die Piratenpartei ein unerfreuliches Thema, aber gänzlich tot geschwiegen zu werden, ist ein größeres Problem. Der Erfolg der AfD beruht im wesentlichen auf Negativschlagzeilen. Der Piratenpartei geht es um konstruktiven Protest und um zukunftsgerichtete Alternativen.
Für unsere Demokratie wäre es wünschenswert, wenn wir nicht den marktschreierischen Populisten Aufmerksamkeit zollen, sondern denjenigen, die tatsächlich über harte Arbeit in den Parlamenten und kommunalen Vertretungen um konstruktive Lösungen für die Probleme unserer Zeit ringen.