angesichts der bevorstehenden Landtagswahl möchten wir Ihnen die Möglichkeit anbieten, sich persönlich, aber auch inhaltlich unseren Lesern und damit auch den Wählern vorzustellen. Vor diesem Hintergrund planen wir – ähnlich wie beim jüngsten NRW-Urnengang – einen Kandidaten-Check, den wir täglich in der letzten Woche vor dem Abstimmungssonntag veröffentlichen werden. 

Zu insgesamt sechs Themenfeldern können Sie dabei ihre Positionen verdeutlichen. Damit bei der Gegenüberstellung mit den übrigen Bewerbern um ein Direktmandat für alle die gleichen Chancen bestehen, möchten wir Sie bitten, sich an unsere Längenvorgaben zu halten. Im Klartext: Die von uns konzipierten Sonderseiten bieten Ihnen pro Antwort maximal Platz für 750 Anschläge pro Erwiderungsreplik. Sollten Sie diese Vorgabe nicht einhalten können, sehen wir uns leider gezwungen, Ihre Beiträge radikal zu kürzen. Daher sollte es im Interesse beider Seiten sein, den angedachten Rahmen einzuhalten. 

Achtung 750 Zeichen müssen eingehalten werden!
Gerne Tipps drunter schreiben!


Zu folgenden Fragen freuen wir uns über Ihre Antworten: 

1.        Wer sind Sie, woher kommen Sie, wo liegen Ihre politischen Wurzeln? Stellen Sie sich Ihren Wählern als Person vor. Wo liegen Ihre Leidenschaften, was prägt Ihre Persönlichkeit? 

Mein Name ist Chris J. Demmer. Ich bin 22 Jahre alt und komme aus Gevelsberg. Ich bin Student der Informationswissenschaft und Sprachtechnologie in Düsseldorf und lebe schon mein ganzes Leben lang in meinem Wahlkreis. Ich bin seit Sommer 2009 bei den Piraten, die mich als erste Partei richtig begeistern konnte. Die Beschränkung der Bürgerrechte im Internet durch Internetsperren und Vorratsdatenspeicherung haben mich zu dieser Zeit aktiviert und ich habe begonnen meine Ansichten zusammen mit gleichgesinnten Piraten zu vertreten. Mittlerweile steht die Piratenpartei für moderne Ideen zu den Anforderungen der Wissensgesellschaft. Als Informationswissenschaftler weiß ich, wie wichtig es ist, dass die Politik dem Wandel der Gesellschaft folgt.

2.        Die finanzielle Situation in Hagen gilt seit Jahren als äußerst brisant. Der von der alten Landesregierung auf den Weg gebrachte Stärkungspakt Stadtfinanzen soll die Kommunen aus der Überschuldungsfalle herausführen. Wie beurteilen Sie dieses Instrumentarium und die finanzielle Zukunftsfähigkeit der Stadt? Wie wollen Sie künftig die Handlungsfähigkeit der Kommunen wieder herstellen? 

Der Stärkungspakt ist ein erster Schritt. Natürlich muss die finanzielle Situation der Kommunen, und besonders auch der Stadt Hagen, verbessert werden. Ich setze mich weiter für eine vollständige, aufbereitete und maschinenlesbare Offenlegung des Haushaltes ein. Auch viele andere politische Prozesse und Verträge müssen dem Bürger frei zugänglich sein. Die Bürger sollen wissen wofür ihr Geld ausgegeben wird, um ihre Meinung einbringen zu können und kontroverse Ausgaben erkennen zu können. Die Handlungsfähigkeit der Städte sollte verbessert werden, indem Bereiche, wie Sozialleistungen, die vom Land verordnet werden auch vom Land bezahlt werden. Derzeit können die Stadträte nur über einen kleinen Teil des Haushalts überhaupt entscheiden. 

3.        Das Sicherheitsempfinden der Menschen rückt immer mehr in den Mittelpunkt. Die zunehmende Zahl an Einbrüchen, Taschendiebstählen sowie die wachsende Gewaltbereitschaft verunsichert die Hagener. Wie beurteilen Sie die Situation im Bereich innere Sicherheit? Welche politischen Initiativen halten Sie für vordringlich? 

Das Problem der steigenden Kriminalität in manchen Städten ist strukturell verankert. Ich möchte diesem Problem daher aus zwei Richtungen entgegenwirken. Einerseits müssen die Perspektiven der Menschen verbessert werden. Investitionen ins Bildungssystem und die Verbesserung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt setzen dort an. Die Rückfallquote von Straftätern muss durch effektive Wiedereingliederungsmaßnahmen reduziert werden. Zusätzlich bedarf es mehr Polizisten und weder mehr Kameraüberwachung, noch kostengünstigen und schlecht ausgebildeten Hilfspolizisten. Das Vertrauen in die Polizei sollte durch eine einheitliche und nachvollziehbare Kennzeichnung der Polizisten verbessert werden. 

4.        Die Situation an den Schulen wandelt sich rasant. Stetig sinkende Schülerzahlen zwingen die Kommunen zum Handeln. Sekundarschulen sollen die Haupt- und Realschulen ablösen. Wie stellen Sie sich die Hagener Schullandschaft in zehn Jahren vor? 

Ich wünsche mir in zehn Jahren in ganz NRW ein eingliedriges Schulsystem zu sehen, in dem die Menschen nicht schon nach der Grundschule selektiert werden. Jedes Kind soll die gleichen Chancen bekommen. Auf einer gemeinsamen Schule soll ein Kurssystem für individuelle Förderung von starken und schwachen Schülern sorgen. Lehrer sollen von Verwaltungsaufgaben befreit werden, um sich ganz auf die Pädagogik konzentrieren zu können. Die Schüler lernen in Gruppen von maximal 15 Schülern, in die auch Menschen mit Behinderung integriert sind. Förderschulen sollen nurnoch vereinzelnt zu finden sein. Die Schulen verwalten sich weitestgehend selbst und Schüler, Eltern und Lehrer entscheiden in gemeinsamen Abstimmungen über wichtige Entscheidungen.

5.        Der anhaltende Spardruck lässt die Kultur auf immer wackeligeren Füßen stehen. Wie viel Theater, Orchester, Museen oder auch freie Kulturstätten halten Sie auch in Zukunft für notwendig? Wo sehen Sie noch Einsparpotenziale? Wie kann auch das Umland in die Finanzierung der Kulturarbeit im Oberzentrum Hagen einbezogen werden? 


Kultur ist der Nährboden unserer Gesellschaft. Kulturförderung sollte kein Punkt sein, an dem nötige Einsparungen wahllos durchgeführt werden können. Um die vorhandenen Ressourcen richtig einzusetzen ist die Vernetzung der Politik mit den Kunst- und Kulturschaffenden nötig. Leicht nutzbare Entstehungsorte von Kunst und Kultur müssen ausgebaut werden. Subventionen sollten auch abseits des „Mainstreams“ möglich sein. Der Erhalt der bestehenden Kulturstätten ist nur sinnvoll, solange noch eine breite Masse aller sozialen Schichten und Altersgruppen erreicht werden kann. Kultursubventionen sind wichtig, sollten aber transparent und mitbestimmt durch die Bürger getätigt werden. Auch neue Formen von Kultur müssen die Chance auf Förderung erhalten.


6.        Ich gehöre in den Landtag, weil . . . 

ich neue Ideen in die Landespolitik bringen möchte. Ich glaube daran, dass wir nicht durch Politiker regiert werden müssen, die oftmals unsere Freiheit einschränken und über unsere Köpfe hinweg gegen unseren Willen entscheiden. Jeder sollte aus eigenem Antrieb in der Lage sein sich in den politischen Schaffensprozess einzubringen. Ich möchte mich für eine transparente Politik einsetzen, in der der Wille der Bürger zählt. Sie sollen sich in Freiheit, sozialer Gerechtigkeit und mit Rücksicht auf die Umwelt entfalten können.


Wir möchten Sie bitten, uns Ihre Statements bis Montag, 30. April, zuzusenden. Eine E-Mail an hagen@westfalenpost.de mit einem aktuellen Foto wäre völlig ausreichend. 

Vielen Dank für die konstruktive Zusammenarbeit. 

Mit freundlichen Grüßen, 


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Anfrage von Wähler:

Sehr geehrter Herr Demmer,
da Sie Direktkandidat in meinem Wahlkreis sind, möchte ich gerne Ihre
Position zu folgenden Punkten erfahren:

1) NAMSE Aktionsplan für Seltene Erkrankungen (www.namse.de; siehe auch
neue Studie des BMG:  http://achse.info/topics/display/124252)

2. Bildung von Schwerpunktämtern mit Spezialisten bei den
Versorgungsämtern zur Beurteilung von Schwerbehindertenausweisanträgen
bei Patienten mit Seltenen Erkrankungen.

3. Die bevorzugte Förderung von Forschung zu Seltenen Erkrankungen, da
letztere jahrzehntelang vernachlässigt wurde zugunsten sogenannter
"Mehrheitskrankheiten", obwohl Patienten und ihre Familien genauso ihre
Sozialabgaben und Steuern gezahlt haben wie jeder andere auch.


4. Die Förderung von Patientenorganisationen nach niederländischem
Vorbild, u.a. auch in informationstechnischer Hinsicht.

Das Thema ist natürlich ein sehr spezielles und gehört zu den Bereichen, zu denen die Piraten keine programmatischen Beschlüsse haben.  
Als Problem in diesem Thema sehe ich vorallen, dass in der Gesundheitspolitik, wie auch in vielen anderen Bereichen der Politik, Lobbyisten eine große Rolle spielen.
Sie haben an der Entscheidung, wie Forschungsgelder verteilt werden, einen großen Anteil. Hier ist genau das Problem. Das Geld verdient die Pharmaindustrie natürlich mit Medikamenten, die oft verkauft werden, soll heißen, mit solchen, die viele Menschen benötigen. Also ist es im Interesse der Lobby, wenn vor allem Behandlungsmethoden und Medikamente für Krankheiten entwickelt werden, die viele Menschen betreffen.  
Dies widerspricht selbstverständlich den Forderungen nach Transparenz und man sollte sich sicherlich ansehen, wie solche Entscheidungen getroffen werden und welche Interessengruppen daran beteiligt sind, so dass auch Menschen mit Krankheiten, die nicht weit verbreitet sind, darauf hoffen können, dass Heilungs- und/oder Behandlungsmethoden gefunden werden.