Benutzer:MajorTom

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Kurzprofil
Holger vom Ast.jpg
Persönlich
Name: Hans Thomas Vogler
Nick: MajorTom
Berufl. Qual.: Barde (bárd lorge)
Tätigkeit: Mediendesigner (www) mit ehrgeizigem Soloprojekt
Familienstand: ledig
Geburtstag: 30.05.1956
Politisch
Partei: Piratenpartei Deutschland
Landesverband: Bayern
Kreisverband: Garmisch-Partenkirchen
Kontakt
Webmail: Form-Mailer
Mail-Adresse: htv1bk@googlemail.com
Website: http://ammergau.de

MajorTom ist Mediendesigner und Barde im Ammergau.

Kompetenzen

  • Studium der Kommunikationswissenschaften und Germanistik (LMU)
  • Sprachen: Deutsch (++), Englisch (+), Portugiesisch (+-), Französisch (-)
  • Multimediale Berufserfahrung (Journalist, Redakteur, Audio & Video)
  • Netzwerker der ersten Stunde
  • Dichtersänger, Zupfinstrumentenbauer

Kurzdurchlauf Vita

Stationen

Schullaufbahn: Gymnasium, Abitur 1977 in Berchtesgaden 1972-1977
Studium: Kommunikationswissenschaften, Germanistik & Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München 1977-1981 & 1983-1984
Tätigkeiten: Analyse & Bewertung amerikanischer Sequels für TAURUS Film, München
1978-1980
diverse Tätigkeiten (Schnitt, Synchronscripting, Regie usw.) für beta-Film, München 1981
Exposés zur Zeichentrickserie "Alice im Wunderland" für beta-Film, München 1981-1982
Intermezzo BW, Gebirgsjägerbataillon Mittenwald 1982-1983
Underground-Computerblättchen "Der Computertrottel" für Verlag Kurt Nane Jürgensen, München 1983-1984
Redakteur für CHIP, Vogel Verlag, Würzburg 1984-1988
Freier Journalist & Autor, Netzimplementierung (Z-Netz) 1986-1990
Diverses, u.a. CD-Produktion mit eigenen Werken 1992-2001
Behindertenbetreuung als Zupfinstrumentenbauer & Werkstattleiter für Herzogsägmühle, Peiting 2001-2007
Freischaffender Mediendesigner & Autor (www.ammergau.de) 2007-

Journalist & Redakteur

Lesen und schreiben konnte ich schon lange vor meiner Einschulung fließend - ein Vorsprung, den ich über die gesamte Schullaufbahn halten konnte und der mir einen relativ reibungslosen und nur wenig anstrengenden Durchmarsch bis zum Abitur ermöglichte. Während meine Mitschüler noch Buchstaben malten, befasste ich mich schon mit der Schreibmaschine und dem Fotoapparat meines Vaters und experimentierte mit einem Spielzeugdruckkasten. Ich schrieb Gedichte und kleine Geschichten und las Unmengen von Büchern verschiedenster Art. Gelernt habe ich weitgehend autodidaktisch außerhalb schulischen Einflusses, der mich oft genug eher dabei störte, als mich weiterzubringen. Eine meiner Lieblingslektüren war der 21-bändige Große Brockhaus in seiner 15ten Auflage von 1928 bis 1935, von dem oft mehrere Bände aufgeschlagen um mich herumlagen, während ich mich darin von Querverweis zu Querverweis hangelte und den enthaltenen schier unendlichen Wissensschatz aufsog wie ein Schwamm.

Ohne daß damals absehbar sein konnte, wohin die Lebensreise letztlich gehen würde, war damit rückblickend schon eine grobe Richtung erkennbar - einschließlich des Hypertext-Prinzips, das sich erst 30 Jahre später in Form des World Wide Web wirklich bequem anwendbar realisieren konnte. Ich surfte also gewissermaßen lange vor Internet- bzw. WWW-Zeiten schon durchs Hypertext-Universum, dessen Vorläufer auf Papier solche umfangreichen Lexika mit ihren Querverweisen und Quellenangaben waren.

Ganz dem Wort in vielfacher Form verpflichtet und diesbezüglich auch äußerst technikinteressiert schlug ich zunächst die naheliegend erscheinende Journalistenlaufbahn ein, studierte in München Kommunikationswissenschaften und Germanistik und landete schließlich 1982 als jüngster Redakteur beim Computermagazin CHIP, weil ich von Anfang an vom Computer als kommendem interaktivem Massen-Kommunikationsmedium überzeugt war und fasziniert von den technisch sowie sozial und politisch revolutionären Konsequenzen, die er einmal auslösen würde. Außerdem ärgerte ich mich über meine Schreibmaschine, ihre lähmende Langsamkeit und überaus beschränkten Möglichkeiten. Bei CHIP war ich der erste Redakteur mit eigenem PC. Darauf hatte ich bei der Einstellung bestanden, während der Rest der Redaktion sich noch mit Schreibmaschinen quälte und es auch gar nicht anders wollte.

Arbeitsgerätbedingt lag mein Ausstoß an Artikeln bald beim gut fünffachen meiner Kollegen - was mir nicht unbedingt nur Freunde einbrachte - und während die Auflage in dieser Zeit von etwas über 70.000 auf über 200.000 stieg, produzierte ich zeitweise gut ein Viertel des Inhalts alleine. Meine diesbezüglichen Zukunftsvisionen jedoch galten damals als von niemandem ernstgenommene "Spinnerei", sind aber heute alle weitgehend Realität geworden.

Wie für wahrscheinlich jeden Journalisten mit hohem persönlichen Anspruch an die Integrität seiner Tätigkeit kam jedoch der Zeitpunkt der Desillusionierung, als immer klarer wurde, daß es im Journalismus gar nicht darum ging und geht, die Leser objektiv zu informieren. Es geht darum, ihnen einerseits zu servieren, was sie lesen und glauben wollen, andererseits das, was sie lesen und glauben sollen - wer immer das diktiert. Als ich mich weigerte, eine eindeutig mangelhafte Maschine "schönzuschreiben", weil ich das für unverantwortbar hielt, nahte das Ende meiner aktiven journalistischen Laufbahn mit schnellen Schritten und ich begab mich gemobbt und gekündigt notgedrungen aufs freiberufliche Gleis, wo allerdings kaum Geld zu verdienen war.

Für mich selbst entwickelte ich in der Folgezeit Theorien und Modelle für eine künftige, dezentrale und vielgleisige Multi-Medienlandschaft und deren radikale Konsequenzen auf die Gesellschaften des kommenden 21ten Jahrhunderts, die sich deutlich von den Vorstellungen einer "Informationsgesellschaft" unterschieden, wie sie damals in aller Munde und in vielen Büchern und Artikeln zu lesen war, aber meist auf ziemlich falschen Grundannahmen bei gleichzeitig illusionären Vorstellungen beruhte. Heute hat sich alles bewahrheitet - einschließlich der Erkenntnis, daß der medienevolutionäre Prozeß damit noch lange nicht abgeschlossen ist, sondern gerade erst am Anfang praktischer Anwendbarbarkeit steht.

Netzwerker

Vor meiner Zeit bei CHIP war ich mit Kurt Nane Jürgensen zusammengetroffen, einem Münchener Autor und alternativen Kleinverleger, der ein ganz anderes Computermagazin aus der Taufe heben wollte und eigentlich nichts hatte als den Namen: "Der Computertrottel" sollte das Blättchen heißen. Nachdem ich aber drei durchaus beachtete Ausgaben alleine geschrieben, allerdings kein Honorar dafür gesehen hatte, stellte ich meine Mitarbeit ein und das war's dann mit dem Blättchen.

Kurt Nane Jürgensen betrieb einen Fidonet-Knoten auf seinem Verlagscomputer (geschrieben, gesetzt und gelayoutet wurde noch mit Fixogum und Schere auf Papier und mit Spezialschreibmaschine für einspaltige Texte). Das war meine erst direkte Begegnung mit einem weltweiten DFÜ-Netzwerk auf Basis von Kleinrechnern. Es war das erste sogenannte Mailboxnetz, das die einfache Telefonleitung nutzte und in seinen besten Zeiten weltweit an die 30.000 Mailboxen erfolgreich verband. Es war streng hierarchisch in Baum-Topologie organisiert, was sich auf Dauer als seine größte Schwäche herausstellte mit der Folge, daß es in etliche kleinere und unabhängig agierende Netze zerfiel.

Die Katastrophe von Tschernobyl im April 1986 bzw. die damals verhängte totale Informationssperre durch den Innenminister Friedrich Zimmermann wurde dann unversehens zu einer Initialzündung für die Entwicklung einer ganzen Reihe von Mailboxnetzen - vor allem in Deutschland. Der Hintergrund war eine spontane Aktion, die ich mit einem befreundeten Mediziner sowie Freunden und Kollegen der Bayrischen Hackerpost aus dem aktuellen Anlass ins Leben gerufen hatte: während über die traditionellen Massenmedien nichts als Bevölkerungsbeschwichtigung und Verharmlosung betrieben wurde, stießen wir bei unseren Datenreisen immer öfter auf Meldungen von gefährlich hohen Meßwerten deutscher Institute, die es nach offiziellen Verlautbarungen über die Medien gar nicht hätte geben dürfen.

Wir gingen den Meldungen nach, stellten die Verbindung zu den teils privaten, teils aber auch öffentlichen Instituten her, die Radioaktivitätsmessungen vorgenommen hatten und schier verzweifelt waren, daß man ihnen bei offiziellen Stellen einfach nicht zuhören wollte. Das Thema war Tabu und drang nicht an die Öffentlichkeit. Presse und Fernsehen wurden augenscheinlich ganz von oben abgeblockt.

Wir sammelten die Adressen von Instituten, deren Meßdaten und Verhaltenstips für möglicherweise betroffene Bürger - immerhin gab es vollverseuchte Sandkästen, in denen ahnungslose Kinder ahnungsloser Eltern spielten - stellten sie zu umfangreichen Dossiers zusammen und pumpten sie von Hand als "B.H.P. Informationsdienst" in vielen Nächten mit Akustikkopplern und nur 300 Baud über alle verfügbaren Mailboxen und öffentlichen großen Datex-P Systeme, von denen wir wussten, dass immerhin einige Journalisten sie benutzten.

Nach etwa zwei Wochen begann die Informationssperre sichtlich zu bröckeln. Immer öfter tauchten kritische Artikel in der Presse auf, die sich aufgrund bestimmter Merkmale eindeutig auf unsere Aktion zurückführen ließen, während Politiker im Fernsehen demonstrativ ein Glas Milch leerten zum "Beweis", daß alles doch völlig harmlos sei. Auf die unbekannte Quelle "B.H.P.-Informationsdienst" berufen wollte sich zwar niemand, aber es meldeten sich immer mehr Pressevertreter und freie Journalisten, die über uns nach weiteren Informationen zum Thema suchten. Vier Wochen später schließlich war die politische Informationssperre nicht mehr aufrecht zu erhalten und die Menschen bei uns erfuhren endlich aus den Medien, daß die radioaktiven Wolken aus Tschernobyl nicht am "Eisernen Vorhang" Halt gemacht hatten, sondern tatsächlich bei uns angekommen waren und Deutschland partiell lebensgefährlich verstrahlt hatten, was zuvor einfach geleugnet worden war. Das Volk war nur in Sicherheit gewiegt worden, ohne daß auch nur ansatzweise Maßnahmen zu seinem Schutz unternommen worden wären.

Die mehrwöchige und vorwiegend nächtliche Aktion war überaus anstrengend. Weitere Mailboxnetze waren bereits in Experimentalphase und lagen teils im Streit über die beste Netztopologie, aber jetzt gab es plötzlich einen unbändigen gemeinsamen Willen, die damaligen, den Informationsfluss im dringenden Bedarfsfall eher behindernden Informationsmonopole durch neue und vollautomatische Informationskanäle zu unterlaufen und damit schnellstmöglich zu brechen. Damals gab es weltweit gerade mal 5 Presseagenturen, die bestimmten, was als Information unters Volk gestreut wurde. Heute sind es tausende.

Es dauerte kein Jahr, bis das deutsche Z-Netz aus dem Umfeld der B.H.P. auf den Plan trat als dezentrales, völlig beliebig vermaschbares und chaotisch sich selbst organisierendes Mailboxnetz, das schnell hunderte von Mailboxen in Deutschland sowie darüber hinaus miteinander vernetzte und als vollautomatischer Verteiler für zigtausende von Adressaten dienen konnte. Gateways verbanden es mit anderen Netzen, und seine "Synapsen" reichten bald bis nach Jugoslawien und tief in die damalige DDR, wozu der auch Telefonleitungen blockierende "Eiserne Vorhang" teilweise durch Richtfunkstrecken durchlöchert werden musste. Bei uns hatte man die Angelegenheit verharmlost, aber immerhin gemeldet. Den Menschen im Osten hatte man erst gar nichts gesagt. Drei Jahre später fiel die Mauer. Ein ursächlicher Zusammenhang läßt sich nicht ausschließen. Die Zeit war einfach reif.

Wie die anderen privat betriebenen Mailboxnetze jener Zeit verlor auch das Z-Netz seine Bedeutung mit dem Aufkommen des internetgestützten, mit wesentlich mehr Kapital, Rechenleistung und Bandbreite ausgestatteten und wesentlich komfortableren World Wide Web, hat aber heute noch Bestand und lässt sich wie andere Netze jederzeit reaktivieren. Für mich war die Vernetzung von Menschen, der Ausbau der informationellen Infrastruktur und schneller, direkter Publikation auf Basis von Computernetzen mit Tschernobyl zur Lebensaufgabe geworden.

Mediendesigner

Barde

Politische Einstellung

Allgemein

Meine allgemeine politische Einstellung hält es ganz mit Aristoteles, der im Menschen per se ein Zoon Politikon sieht - ein aktives Lebewesen in der Gemeinschaft einer Polis. Dazu muss man in keiner Partei organisiert sein und auch nicht der Parteienlandschaft oder unserer Staatsform heutiger Ausprägung huldigen, schon gar nicht ihren Auswüchsen und sinnbefreiten Ritualen. Jede - möglichst natürlich selbst gebildete - Meinung, die geäußert und damit dem gemeinsamen Meinungsbildungsprozeß zugeführt wird, ist ein politischer Akt und wirkt sich in der Gemeinschaft mehr oder weniger stark aus. Insofern ist die verbreitete Annahme grundverkehrt, man könne nichts bewirken. Das Gegenteil ist richtig: was man nicht kann, ist eine Wirkung des eigenen Handelns zu vermeiden.

Streng genommen gilt das nämlich auch für jede öffentliche bzw. öffentlichkeitswirksame Handlung, und zwar nicht nur je nach der Handlung selbst, sondern auch nach der Art, wie sie vollzogen wird. Jedwedes Handeln ist für unser Wahrnehmungsorgan "Gehirn" auch Bedeutungsträger mit Symbolcharakter und wird - bewußt oder unbewußt - als solches auch "gelesen", interpretiert, bewertet und dem persönlichen Erfahrungsschatz zu späterer Verwendung beigefügt. Das gilt im Übrigen nicht zuletzt für den Handelnden selbst: er ist schließlich der, der sich am häufigsten "zuhört".

Was man als Mensch in einer Gemeinschaft nicht tun kann, ist "nicht Wirken". Man wirkt immer irgendwie - egal, was man tut oder sagt. Je bewußter man sich dieser Wirkkraft ist und je zielgerichteter sowie überzeugender man sie einsetzen kann, desto stärker ist auch ihre Wirkung, die von anderen "Zoons" durch Weitergabe, ggf. Ergänzung und Veränderung verstärkt und fortgesetzt wird. Der Mensch funktioniert da nicht wesentlich anders als die einzelnen Neuronen seines Gehirns, die gemeinsam ein neuronales Netz von unzähligen Querverbindungen bilden, die Außenwelt abbilden und ständig auf Veränderungen dort reagieren, um die Lebensfähigkeit des Gesamtorganismus sicherzustellen.

Gehirn, Gesellschaft und Hierarchie

Das setzt voraus, daß es sich ständig neu organisiert und somit sich ständig verändernden Umweltbedingungen anpassen kann. Das tut es als chaotisches und in flexiblen Regelkreisen sich selbst organisierendes System. Das Geheimnis, warum es so gut funktioniert, ist dabei das Fehlen einer "Chefzelle". Gäbe es eine solche, wären wir längst ausgestorben, weil das einzelne Neuron nicht über die Schwarmintelligenz des ganzen Organs verfügen kann, die sich aus Konkurrenz, gegenseitiger Verstärkung oder auch Blockade synaptischer Impulse der am Prozeß beteiligten Neuronen ergibt. Wohl gibt es vorwiegend "feuernde" Neuronen und solche, die sich vorwiegend mit Weitergabe, Lenkung und Verstärkung empfangener Impulse befassen. Prinzipiell kann aber jedes Neuron jede dieser Rollen einnehmen, was im Laufe der Entwicklung eines Menschen auch immer wieder geschieht. Die Entwicklung des Nervenzellenkollektivs "Gehirn" ist schließlich nichts anderes als die fortgesetzte Anpassung an äußere Umstände mit den Zielen energetischer Optimierung und Effizienzsteigerung.

Eine "Hierarchie" kennt das Gehirn nur auf organischer Ebene - also aus der evolutionshistorischen Aufteilung in Groß- und Kleinhirn nebst einiger Drüsen. Aber auch das Großhirn "herrscht" nicht, sondern leistet nur die Hauptarbeit: wenn sich beispielsweise der Hypothalamus zu Wort meldet, hat es weitgehend Sendepause. Auch gibt es - allerdings je nach akuter Aufgabenstellung - bestimmte Hirnareale, die Prioritäten setzen und damit vorübergehend das Gesamtsystem kontrollieren und dominieren. Allerdings geben sie die Kontrolle bei Wegfall der Sonderaufgabe auch wieder ab. Ohne den Einfluß durch äußere Konditionierungen (...man muss../...darf nicht...) ist Hierarchie - wenn überhaupt - nur ein vorübergehender und situationsbeedingter Systemzustand.

Prinzipiell funktioniert so auch jedes menschliche Gemeinwesen, ohne daß der Einzelne sich dessen bewußt wäre. Im Gegenteil: allem Anschein nach funktionieren menschliche Gemeinwesen natürlicherweise hierarchisch. Wenn sich hier aber "starre" Hierarchien herausgebildet haben, so hat das vor allem drei Gründe:

  1. die Anzahl der Mitglieder; "Schwarmintelligenz" setzt eine ausreichende und ziemlich hohe Größenordnung voraus. Je kleiner ein Gemeinwesen ist, desto wichtiger ist es, daß letztlich "einer das Sagen" hat. Sonst zerfällt es im Streit in noch kleinere Teile, weil eben das Prinzip des permanenten Ringens um die optimale Antwort auf äußere Umstände gilt. Die Unterschiede in den "Kraftpotentialen" einzelner Individuen fallen sehr viel geringer aus, was die Tendenz zu konkurrierenden Auseinandersetzungen erhöht.
  2. der hormonell gesteuerte Drang des Menschen, einen ihm gemäßen und dabei möglichst hohen Rang in der natürlichen Rangordnung einzunehmen; dieser Drang ist aber auf die natürlichen Größenordnungen von Sippen und Horden beschränkt, deren einzelne Mitglieder man auch persönlich kennt. Wo das aus Gründen der Quantität nicht mehr möglich ist, ersetzt zunehmend der künstliche und institutionalisierte soziale Status die urweltliche Rangordnung, die aber dennoch in jedem schlummert. Das ermöglicht die Organisation größerer und damit leistungsfähigerer Gemeinwesen durch Elitenbildung, die aber ihrerseits unter sich wieder an die Größenordnung einer "Sippe" oder "Horde" gebunden sind, in dem die natürliche Rangordnung dann wieder funktioniert. In dieser "Elitensippe" bleibt man weitgehend unter sich, auch wenn man sich gelegentlich dem Volke zeigt. Dem fühlt man sich nicht wirklich verbunden. Es sind "gefühlte Fremdlinge", bestenfalls im Rang von Periöken.
  3. die Kommunikationsmittel (Medien), ihre Geschwindigkeit und Reichweite; im "Stamm" kann jeder jedem was erzählen - in Schallgeschwindigkeit. Schon in der Kleinstadt funktioniert das aber nicht mehr. Effiziente Kommunikation will hier organisiert sein - sonst funktioniert sie nicht. Herolde wurden abgelöst durch Depeschen und öffentliche Anschläge, mit der Bürgergesellschaft Ende des 18ten Jahrhunderts tauchten als Vorläufer der Zeitungen erste Flugblätter auf, die letztlich direkt in die Entwicklung heutiger monodirektionaler Massenmedien mündeten, sich zunächst aber und bis in jüngste Zeit gezielt von bloßen Verlautbarungen der Eliten absetzten und die Gemeinwesen zunehmend demokratisierten.

Ab einer gewissen Größenordnung funktioniert das aber alles nicht mehr, und die ist schneller erreicht, als man denkt. Schon die römischen Cäsaren nach Augustus (der nannte sich wenigstens noch "princeps inter pares" - also "Erster unter Gleichen") hatten sie überschritten und bezahlten ihre schier grenzenlose sowie praktisch unbeschränkte Macht mit ernsthaften psychischen Problemen bis hin zu offenem Wahnsinn. Genetisch bedingt war der aller Wahrscheinlichkeit nach nicht, denn man hatte es da nicht mit nur einer Familie zu tun, sondern mit einem bunten Patchwork unterschiedlichster Herkunft.

Der "Cäserenwahn" dürfte eher unmittelbare Folge einer anhaltenden Überreizung des "Sippenhirns" gewesen sein, das an seine natürlichen Größenordnungen gebunden war und blieb, während die absolut beherrschte Masse immer unüberschaubarere Dimensionen annahm. Dessen fortwährende Überforderung durch eine hormonelle Dauerüberflutung (Adrenalinschock) musste fast zwangsläufig Auswirkungen auf die Fähigkeit zur Selbstreflexion bis hin zu Wahrnehmungsstörungen, Verfolgungswahn und völligem Realitätsverlust haben. Im letzten Jahrhundert ging ein Herr Schicklgruber einen ähnlichen Weg - mit ähnlichen Konsequenzen wie die alten Cäsaren.

Nun ist aber selbst die starrste gesellschaftliche Hierarchie nicht wirklich starr und kristallin strukturiert, auch wenn das ihrem eigenen Idealbild entspricht (z.B. 'kristalline' Pyramide als Hierarchiemodell). Man kann sie eher als amorph bezeichnen. Ihre Fließbewegung ist nur enorm langsam und kaum wahrnehmbar. In Zeiten, wo sich die technische und soziale Entwicklung gemächlicher abspielte als heute und meist sogar mehrere Generationen in Anspruch nahm, war sie jedoch schnell genug. Die Generationenabfolge brachte immer wieder genügend notwendiges Wissen in die oberen Kreise.

Damit ist es heute vorbei, denn im Lebenszeitraum einer einzigen Generation läuft mittlerweile geradezu ein Stakkato von Entwicklungsschritten, technischen Neuerungen und sozialen/politischen Erkenntnissen - ganz zu schweigen von der lichtschnellen "Anarchisierung" des Wissenszugangs durch die vernetzten Kommunikationsmedien. Dieses rasante Tempo kann keine Hierarchie mehr durch biologische Nachfolge kompensieren. Wissen - immer schon wesentliches Herrschaftsmoment - sackt nach unten durch, wo es keine hemmenden Schranken gibt und sich eine immer breitere Basis ausbildet. Resultat: die hierarchischen "Eliten" werden im Vergleich zur Gesamtgesellschaft immer "dümmer" und verlieren damit ihre Existenzberechtigung als Elite. Dazu kommt die Überalterung, die wie alle gesellschaftlichen Schichten auch die Eliten - die sogar am stärksten - trifft und flexibler Anpasungsfähigkeit nicht gerade zuträglich ist. Das ohnehin starre Phantasiekonstrukt "Hierarchie" (= "Heilige Herrschaft") wird noch starrer, als es ohnehin schon ist. Fazit: es "zerspringt" fast schlagartig - wie (amorphes) Glas, das Bekanntschaft mit einem kleinen Hammer macht.

Die kritische Masse

Warum diese Ausführungen? Nun, sieben Milliarden Menschen kann man nicht nur nicht mehr überschauen - man kann sie sich nicht einmal auch nur ansatzweise vorstellen. Das gilt schon für die 80 Millionen Deutschen aus der Sicht von Angela Merkel. Der Kontakt zur Bevölkerung funktioniert überhaupt nur noch über die Einbahnstraße heutiger Massenmedien mit minimalen und nie ungefilterten Feedback-Optionen. Aber auch das geht nur eine zeitlang gut, und es ist völlig logisch, daß sich die politischen Eliten der Welt zunehmend von den Massen abschotten. Sie würden sonst durchdrehen.

Bei noch größeren Mengen und Kopfzahlen machen sich die Eliten komplett unsichtbar und es entsteht nicht von ungefähr der Eindruck, "an der Front" in vermeintlich politischen Entscheidungspositionen säßen nur Marionetten und mehr oder weniger begabte Schauspieler. Das ist wirklich so, und das ist keine "Verschwörungstheorie". Es ist die logische Konsequenz biologisch begründeter psychischer Vorgaben, die nur jemand nachvollziehen kann, der den Druck permanenter Öffentlichkeit kennt und nirgends unerkannt hingehen kann. Der muß mit einem hohen Dauerstreßpotential fertig werden. Manche vertragen mehr davon, manche weniger, aber irgendwo hat jeder seine Grenze des Ertragbaren. Geborene oder gar gelernte Schauspieler können diese Toleranzgrenze durch innere Distanzierung noch etwas weiter ausdehnen, was sie zu geeigneten Kandidaten macht. Irgendwann ist aber auch damit Schluß.

Solange an "Herrschaft" als einzig vorstellbarem Prinzip zur Organisation eines Gemeinwesens festgehalten wird, wird sich das auch nicht ändern. Solange unsere repräsentative Demokratie trotz schöner Worte ("das Volk ist der Souverän" usw.) noch nicht wirklich im Bewußtsein der Menschen und der Eliten angekommen ist, wo großenteils noch der "Obrigkeitsstaat" dominiert, auch nicht. Da ist nur die "Obrigkeit" anders geregelt, aber ansonsten bleibt alles im 19ten Jahrhundert verhaftet.

Die "kritische Masse", ab der ein Systemzustand überdehnt ist und eine grundsätzliche Änderung mit neuen Eckparametern erforderlich macht, ist eigentlich längst erreicht. Seit bald 100 Jahren schon. Aufrecht erhalten konnte das System sich nur durch die rasante Weiterentwicklung und Beschleunigung der Medientechnologien in diesem Zeitraum. Die "elektronischen Herolde" erreichen in Sekundenschnelle auch den letzten Winkel des Planeten, blieben dabei aber immer monodirektional - d.h. ohne nennenswerten Rückkanal, was von diesen selbst immer bedauert wurde.

Tja, und dann kam das Internet... Anfangs von niemandem aus der etablierten Ecke recht ernstgenommen, breitete es sich schneller über den Planeten aus als jedes andere Medium zuvor und war das erste technische Medium, das die Polydirektionalität der dörflichen Kommunikation zurückerobern konnte, wo weltweit jeder jedem anderen etwas "zurufen" kann - theoretisch zumindest.. Es realisierte das Globale Dorf, das der kanadische Kommunikationstheoretiker Marshall McLuhan bereits in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts vorausgesagt hatte - allerdings noch ohne Kenntnis der Entwicklungen in der Computertechnik hin zu den Klein- und Kleinstmaschinen und Kommunikationsintrumenten für jedermann, wie wir sie heute kennen. Für ihn war es aus historischer Analyse heraus die logische Konsequenz und gleichzeitig das Ende der Gutenberg-Galaxis, was schon bald darauf Formen annahm.

Mit der heutigen und noch gar nicht so lange ausreichend leistungsfähigen sowie verbreiteten Kommunikationstechnologie ergibt sich ein radikal geändertes Bild für o.a. Auflistung:

  1. Die Mitglieder im globalen Dorf sind ausreichend viele, um so etwas wie "Schwarmintelligenz" zu entwickeln; es braucht keine "Chefs" mehr. Das Prinzip "Herrschaft" ist nicht nur überflüssig, sondern kontraproduktiv.
  2. ausgerechnet die Möglichkeit, mit Millionen oder gar Milliarden von Planetenbewohnern direkt und schnell zu kommunizieren, fördert die Bildung kleinerer Peergroups im "richtigen Leben" in überschaubarem Rahmen, ohne deswegen auf das Zugehörigkeitsgefühl zu einer großen Zahl von Mitmenschen weltweit verzichten zu müssen. Der hormonelle Drang zu möglichst hoher Rangpositionierung innerhalb der Peergroup hält sich dadurch in Grenzen. Wer sich als winziger Teil einer Menschheit von 7 Milliarden Mitindividuen begreift, für den hat der Rang innerhalb der kleinen Peergroup keine große Bedeutung mehr. Die sonst üblichen "Rangeleien" entfallen also entweder ganz oder bleiben tief im grünen Bereich. Für ernsthafte Auseinandersetzungen gibt es keinen wirklichen Grund. Die Meinungsbildung des Einzelnen und der Gruppe findet ohnehin woanders statt.
  3. Geschwindigkeit und Polydirektionalität des Mediums versetzen jeden in die Lage, nicht nur interpersonal weltweit zu kommunizieren, sondern auch zu publizieren - und zwar ohne nennenswerten Mehraufwand für Produktionsmittel. Foren, Chatrooms und sogenannte "soziale Netze" sorgen für die Agora im globalen Dorf, wo man sich virtuellen Peergroups anschließen oder an der öffentlichen Diskussion teilnehmen kann. Dazu kommt die Möglichkeit, sich zeitversetzt auszutauschen, also ohne den auf "richtigen Sitzungen" unvermeidlichen Zeitdruck durch z.B. Beschränkungen von Rednerliste und Redezeit oder terminierte Beschlußfassung. Jeder kann seinen Standpunkt ausführlich darlegen und beharrlich vertreten, bis der "Schwarm" ihn abpfeift. "Rhetorische Tricks" gibt es hier zwar auch, aber ihre Wirkung ist nicht von Dauer.

Demokratie ist gut geregelte Anarchie

Anarchismus ist eine Ideologie aus dem kommunistischen Spektrum, und das Zeitalter der Ideologien betrachte ich seit mindestens 20 Jahren per se als beendet - auch wenn das sehr viele Menschen noch nicht recht wahrhaben wollen, demzufolge auch nicht wahrnehmen und weitermachen wie bisher, bis es zu spät ist. Es ist nicht so, dass um 1990 die Ideologie des Sozialismus gegen die des Kapitalismus verloren hätte. Sie brach nur etwas schneller zusammen, weil sie starr und zentralistisch organisiert war - damit anfälliger für maßgebliche Änderungen der Rahmenbedingungen, die sich damals schon abgezeichnet hatten. Je starrer etwas ist, desto mehr neigt es dazu, schlagartig zu zerspringen.

Der Kapitalismus war "weicher" und flexibler organisiert - flüssiger - und damit zunächst widerstandsfähiger. Er kannte immerhin schon Regelkreise anstelle strikter Befehlsketten, die alle gleichzeitig reißen, wenn ein starres System zerfällt. "Gewonnen" hat er damit nicht, und im Augenblick kann man prima beobachten, wie er durch- bzw. überdreht und sich fulminant selbst vernichtet. Damit meine ich den Kapitalismus als ideologische Weltanschauung - nicht als Kapitalfluß und ökonomische Vernunft ganz allgemein. Die wird sich wieder einstellen, allerdings ohne ideologische Hürden und Scheuklappen.

Anarchie bedeutet lediglich, ohne (das Prinzip) Herrschaft auszukommen. Das hat sich zwar längst überlebt, steckt aber immer noch tief in den Köpfen vieler Menschen, die sich eine Gesellschaft ohne Herrschaft schlichtweg nicht vorstellen können, obwohl sie streng gemäß Grundgesetz genommen längst darin leben: das GG kennt das Gewaltmonopol, aber weder "Herrschaft" noch "Obrigkeit", was es gewissermaßen zu einer an-archischen Verfassung macht. Im Bewußtsein vieler Menschen einer noch dazu überalterten Gesellschaft ist das nie wirklich angekommen.

Vor allem Unvorstellbaren wiederum pflegt der Mensch große Angst zu haben - sei die nun berechtigt oder nicht. Für Menschen mit Herrscher- oder auch Untertanenmentalität, die im Grunde im vorletzten Jahrhundert steckengeblieben und nicht weitergekommen sind, ist sie gleichbedeutend einem Weltuntergang. Ein solcher wurde auch schon befürchtet, als man wenigstens demokratische Abstimmungsverfahren entwickelte, um herauszufinden, wer nach Meinung des Volkes dessen Geschicke lenken - es beherrschen - sollte. Also begnügte man sich mit der Abgabe(!) seiner Stimme(!) in einer Urne(!) alle vier Jahre. Danach war man fürs erste wieder Untertan - oder eben Herrscher. Es ist eine Frage des Bewußtseins.

Verräterisch ist der feine Unterschied, den das Altgriechische zwischen den beiden Stammworten "archein" und "kratia" macht, die beide mit "herrschen" bzw. "Herrschaft" übersetzt werden, aber wesentliche Unterschiede aufweisen:

  • "-arch-" verweist auf die Begriffe "Erster", "Ursprung", "von Anbeginn" und bezieht sich damit auf eine unumstößliche Herrschaftslegitimation mit meist religiöser Rechtfertigung. Es gab auch Demarchien, bei der ein Mitglied der (Steuern zahlenden) Bevölkerung per Losentscheid zum Herrscher bestimmt wurde, was als "Gottesurteil" betrachtet und von niemandem in Frage gestellt wurde.
  • "-kratia" steht synonym für "Stärke" oder "Macht" und bezieht sich auf Form und Regulierung der Herrschaftsausübung, die eben in der einen oder anderen Weise Form annehmen kann, für sich allein aber keine Legitimation darstellt, sondern Legitimation erteilt. In der Aristokratie war das - unter einem Monarchen - die adelige Herkunft und deren streng geregelte Erbfolge. In der Demokratie ist es das (Steuern zahlende) Volk, das die Staatsdiener legitimiert und die Machtausübung an sie deligiert.

In einer wirklichen und richtig verstandenen Demokratie übt das Volk also - zumindest theoretisch - "die Macht" aus mit Hilfe gemeinschaftlich anerkannter Regulative sowie mit einem Gewaltmonopol zu deren Durchsetzung ausgestatteten Institutionen, aber es setzt keine "Herrscher" ein, die nach Belieben schalten und walten können und denen das Volk verpflichtet ist anstatt umgekehrt. Demokratie ist also abhängig vom ethischen Konsens und kann gar nicht gegen das Volk gerichtet sein. Eine Monarchie kann das schon, ebenso eine Diktatur. Eine demokratisch legitimierte Regierung aber hört dann auf, eine solche zu sein, denn wenn sie den ethischen Konsens verlässt, verliert sie auch ihre Legitimation. Soviel zur Staatstheorie. In der Praxis sieht es leider anders aus, und dem gilt es gegenzusteuern.

Demokratie und Technologie

Die herkömmlichen Regulative zur Machtlegitimation sind immer auch abhängig von den zur Verfügung stehenden Kommunikations- und Transportmitteln. Technik und Demokratie bedingen einander. Das VS-amerikanische Wahlmännersystem war die bestmögliche Form zur Zeit seiner Einführung: die Bürger in den tausende von Kilometer weit verstreuten Gemeinden trafen vor Ort ihre Wahl und jeder Bundesstaat schickte drei Deligierte nach Washington DC mit dem Auftrag, das nach Mehrheitswahlrecht erzielte Abstimmungsergebnis persönlich in die Hauptstadt zu bringen, wo dann die absolute Mehrheit der mandatsgebundenen Wahlmänner ausgezählt wurde.

Manche dieser frühen Wahlmänner aus dem nordamerikanischen Kontinent waren wochenlang per Pferd oder Pferdekutsche unterwegs - wenn sie denn überhaupt rechtzeitig eintrafen, um an der Wahl teilzunehmen. Andernfalls ging ihre Stimme verloren. Schon die schnellere und bedeutend sicherere Eisenbahn aber änderte die Eckparameter - erst recht Telegraph, Telefon und später Massenmedien. Wahlmänner heute brauchen erst gar nicht anzureisen. Am Wahlabend sind sich schon längst in Washington DC.

Heute wäre das natürlich schon lange nicht mehr nötig, aber am einmal installierten Wahlmännersystem wird stur und starrsinnig festgehalten, obwohl es längst zum bloßen Ritual verkommen ist. Weil es aber eben nicht mehr zeitgemäß, mittlerweile unnötig und völlig überholt ist, lässt es sich von bestimmten Kreisen auch leicht ausnutzen und manipulieren, ohne formal gegen Wahlgesetze zu verstoßen: weil nur der lokal ermittelte Wahlsieger zum Zuge kommt und alle anderen unabhängig von der Stimmanzahl außen vor bleiben, repräsentiert das System längst nicht mehr "Volkes Stimme".

Die ursprüngliche Demokratie verwandelte sich zunehmend in eine Plutokratie, weil es möglich geworden war, mit ausreichend Kapital sowie Beziehungen in großem Stil und landesweit gezielt vielversprechende lokale Abstimmungsergebnisse zu manipulieren. Klar, dass gerade diese finanzstarken Kreise nicht das geringste Interesse an einer Reform dieses nur ursprünglich demokratischen Legitimationsprozesses haben, weswegen sie lautstark "amerikanische Werte" preisen und sich als Pfründe die von ihnen letztlich abhängigen Politiker sichern, mit deren "Ertrag" sie dann die nächste Wahl manipulieren - wie gesagt ganz legal...

Unsere repräsentative Demokratie in heutiger Ausprägung mit Vierjahrestaktung hat sich ebenfalls aus den bei ihrer Implementierung gegebenen Möglichkeiten und Notwendigkeiten ergeben und darf mittlerweile auch als überholt gelten - wenn auch in nicht ganz so drastischem Ausmaß. Sie ist ja auch fast 200 Jahre jünger als das VS-amerikanische Wahlmännersystem und konnte bei Einführung schon auf schnelle Kommunikationstechniken setzen.

Dennoch wäre sie gut beraten, einen überfälligen Anpassungsprozess vorzunehmen, und Ansätze dazu gibt es ja auch schon - bei allen Parteien. Nur gehen die noch nicht weit genug. Mit erweiterten technischen Möglichkeiten steigt auch der Anspruch des Volkes auf bessere Teilnahme am Prozeß der politischen Willensbildung. Aber noch immer gewinnen mächtige Lobbies immer mehr Macht, die letztlich dem Volk entzogen wird, und verlagern die Willensbildung in die Hinterzimmer. Diese Lobbies wirken so fast permanent auf die Politik ein und nicht nur alle vier Jahre wie das Wahlvolk. Damit wird die Demokratie schrittweise ausgehöhlt und ausgehebelt. Das Volk braucht hier dringend "Waffengleichheit" mit den Lobbies und Interessenverbänden.

Ethischer Konsens & Vertrauen

Ziel jeder Legitimationsregulierung in einer Demokratie war immer die bestmögliche Volksbeteiligung zur Gründungszeit und nicht die Beschränkung der Volksmacht, wie von Elitenvertretern gerne dargestellt. Heute stehen dafür schnellere und bessere Mittel zur Verfügung als 1949, welche die alleinige Taktung durch Wahlkampf und Stimmabgabe unnötig machen. Das bedeutet für mich nicht, den Staat durch eine Vielzahl von kostspieligen Volksabstimmungen zu hetzen. Das würde ihm gar nicht gut bekommen, und deswegen sollten sie möglich, aber doch eher Ausnahmefällen vorbehalten sein. Es sollte nicht nötig sein, die "Volksvertreter" immer wieder daran erinnern zu müssen, wer hier der verfassungsmäßige Souverän und ihr Auftraggeber ist.

Besser wäre die Schaffung eines permanenten politischen Willensbildungsprozesses der aktuell legitimierten Regierung mit der Bevölkerung und mit Hilfe der modernen und polydirektionalen Kommunikationsmittel, die heute zur Verfügungs stehen. Dafür gilt es Regeln und geeignete Entscheidungsfindungsprozesse zu entwickeln, die natürlich weiter nachgeregelt werden sollten, wenn noch bessere Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Eine Demokratieform, die nicht mehr mit der eigenen Entwicklung Schritt hält, ist irgendwann zwangsläufig überholt und findet immer weniger Akzeptanz in der Bevölkerung. Deren Ansprüche bzgl. einer Beteiligung an politischer Willensbildung (gem. GG wirken die politischen Parteien an selbiger lediglich mit!) steigen nun einmal mit der technischen Entwicklung und den sich erweiternden Möglichkeiten. Nicht zuletzt deswegen ist die Transparenz der Entscheidungsfindungen das Gebot der Stunde: Vertrauen setzt Transparenz voraus - allzu verschlossene Türen erzeugen hingegen fast zwangsläufig Mißtrauen. Vertrauen auf Basis eines ethischen Konsenses ist aber unerlässlich für ein möglichst reibungsloses Funktionieren des Systems als Ganzem. Man kann es weder einfordern noch erzwingen, sondern muss es sich verdienen.

Manche unserer Politiker sollten sich allmählich wieder darauf besinnen, was sie eigentlich sind: mit bestimmten Aufgaben betraute "Diener" des Volkes und nicht Sklave abgehobener Wirtschaftsinteressen - schon gar keine Ersatz-"Herrscher". Wenn sie sich als solche begreifen oder anderen Kräften verpflichtet fühlen als ihren Wählern, verlassen sie den ethischen Konsens, der sie an diese Position gesetzt hat und zur Machtausübung legitimiert. Dann muss es Regulative geben, sie auch wieder aus ihren Ämtern zu entfernen und zu ersetzen. "Ätsch! Ihr habt mich gewählt, und jetzt dürft Ihr mir vier Jahre lang den Buckel runterrutschen." ist eine leider weit verbreitete Einstellung, gegen die sich derzeit aber kaum etwas unternehmen lässt. In der Theorie und nach Recht und Gesetz ist Amtsmißbrauch strafbar - in der Praxis leider bis in die kommunale Ebene weit davon entfernt.

"Anarchie" heißt wegen der bloßen Abwesenheit von "Herrschaft" eben nicht "Regellosigkeit". Im Gegenteil: nur eine gut geregelte Anarchie auf Basis eines ethischen Konsenses kann auch gut funktionieren. Sie im Rahmen des jeweils Möglichen optimal zu regulieren ist eine fortwährende Aufgabe - ein evolutionärer Prozeß und keine erratische Fixierung auf einen mehr oder weniger zufälligen Zeitpunkt der Geschichte. Und natürlich braucht sie Institutionen wie Judikative und Exekutive, um die Einhaltung der Regeln sicherzustellen und nötigenfalls durchzusetzen. Das kann sie aber nur, solange der ethische Konsens zwischen Volk und Regierenden funktioniert. Ist der zerbrochen oder einseitig aufgekündigt, drohen tatsächlich chaotische Zustände. Dagegen hilft dann auf Dauer auch kein noch so repressiver Überwachungsstaat.

Energie & Technik

Klimaschwindel & Kernenergie

Dass unser Klima derzeit maßgeblichen Veränderungen unterliegt, steht für mich außer Frage. Inwieweit der menschliche Einfluß daran beteiligt ist, ist hingegen bei gründlicher Recherche (bin ja kein Klimaforscher) zurecht höchst umstritten. Außer Frage steht weiterhin die Tatsache, daß CO2 den Klimawandel definitiv nicht verursacht. Wie H2O ist es elementarer Teil der Regelkreise in der Biosphäre: Pflanzen binden es, Tiere und verrottende (oder auch verbrannte --> Erdöl) Pflanzenteile setzen es frei. In gegenseitiger Abhängigkeit der durchweg kohlenstoffbasierten Organismen auf dem Planeten ist es also lebensnotweniger Bestandteil. Es kann auch nicht wirklich mehr oder weniger werden im gemeinsamen Regelkreis von Kohlenstoff und Sauerstoff.

Andererseits ist CO2 ein geeigneter Indikator für die Verschmutzung und Vergiftung der Umwelt durch die Industrie und die alltägliche Energieverschwendung von Personen und Haushalten, weil Energiegewinnung und Produktion fast immer auch mit CO2-Emmission verknüpft ist. Die Gift- und Feinstaubemmission energieerzeugender Einheiten ist demgegenüber hochdivergent und lässt sich nicht einheitlich messen.

Insofern halte ich globale Anstrengungen zur Regulierung und Begrenzung durch von Maschinen freigesetztem CO2für durchaus berechtigt. Angesichts der Klimagate-Affäre dürften solche Bemühungen allerdings aussichtslos bleiben, solange man an dem Märchen vom "Klimakiller CO2" festhält. Wie man hört, werden Indien und China auch ausscheren, um eigene Klimaforschung zu betreiben. Recht haben sie.

Atomkraftwerke setzen kein oder kaum CO2 frei. Deswegen dürfen sie sich nicht als vermeintlicher Ausweg etablieren dürfen (der IPCC war ursprünglich ja bekanntlich eine Argumentationsschmiede der Atomlobby). Sie sind nur die einzige ressourcenverbrauchende Form der Energieproduktion, bei denen die CO2-Emission nicht als Indikator taugt. Der Giftcocktail, den sie anderweitig hinterlassen, ist dafür der auf Dauer gemeingefährlichste von überhaupt allen. So gefährlich, daß niemand ihn wirklich verantworten kann, weil niemand - auch keine Organisation - so lange leben wird wie ihre giftigen Uranfäkalien strahlen. Dafür reicht nicht einmal die Gesamtlebensdauer der katholischen Kirche oder sonst einer Religion.

Verbrauchsoptimierter & zweckbezogener Technikeinsatz

Persönlich habe ich weder ein Auto noch Fernseher oder Tiefkühltruhe. Computer, Kühlschrank, gelegentlich Waschmaschine und Herd sowie ein paar Lampen decken meinen Energiebedarf fast vollständig ab. Damit dürfte dieser höchstens 10% dessen betragen, was der Durchschnitzdeutsche so verbraucht. Und dabei geht mir diesbezüglich eigentlich nichts ab. Ich lebe ruhiger und streßfreier als die meisten und muss mich nicht dauernd über die Benzinpreise ärgern.

Trotzdem bin ich eigentlich immer rechtzeitig und pünktlich dort, wo ich sein sollte. Schließlich steht mir viel Zeit zur Verfügung, die ich sonst bräuchte, um Futter für Flimmer- und Fahrkiste ranzuschaffen bzw. sie überhaupt erstmal anzuschaffen. Ich verliere damit also keine Zeit, sondern gewinne im Gegenteil welche. Beim Gehen oder Radfahren (seitab der Straße) kann ich mich zudem intensiv gedanklich beschäftigen, was beim Autofahren ziemlich gefährlich sein kann.

Als "Kopfarbeiter" macht das einen wesentlichen Teil meiner Arbeit aus, die auf dem Computer später nur noch umgesetzt wird. Zudem noch auf dem Land mit viel "Frei-Raum" lebend ist das eine zugegebenermaßen ideale Kombination, die man nicht bei jedem voraussetzen kann und in meinem Fall ausdrücklich so gewollt und entsprechend umgesetzt ist. Gerade Computerleute sollten sich aber darüber Gedanken machen. Die abstrakte Arbeit unterwegs in freier Natur ist oft effektiver, als wenn man am Monitor klebt.

Allgemein gesehen leben wir aber in einer Epoche hemmungsloser Energieverschwendung. Anstatt sie zu zügeln, wird sie sogar noch gefördert: bekäme ich als Kaumverbraucher die Großkundenrabatte von industriellen Megawattfressern, läge meine Jahresstromrechnung vermutlich bei weit unter 100 Euronen. Die meisten Werbebotschaften - oft genug selbst mit Riesenenergieaufwand in die Aufmerksamkeit des Konsumenten gerückt - stiften diesen großen Teils nur zu noch mehr Energieverschwendung an und assoziieren diese in irreführender Weise mit Lebensqualität, Attraktivität und sozialem Status.

Die öffentliche Politik geht mir trotz lauthals verkündeter "Energiewende" zu sehr vom Standpunkt der Bereitstellung von Energie aus und nicht von dem einer Verbrauchsoptimierung. Die Einsparungen, die sich dahingehend längst technisch realisieren ließen, übersteigen die möglichen Bereitstellungskapazitäten durch erneuerbare Energien um ein Vielfaches. Die Stoßrichtung muss in Richtung Verbrauchsoptimierung gehen, was eben nicht zwangsläufig geringere Lebensqualität bedeuten muss. Dann erst sollte man sich konkret mit den noch nötigen Bereitstellungskapazitäten befassen. Eine "Energiewende", die den Verbrauch unangetastet lässt, ist zum Scheitern verurteilt. Alibi- und Schwindelnummern wie "Energiesparlampen" verkleistern nur den Blick auf tatsächliche Umstände.

Überhaupt ist "Energie sparen" ein sehr unglücklich gewählter Begriff, der so nach "Gürtel enger schnallen" klingt, was niemand gerne tut und auch nicht unbedingt sein muss. Das ist zwar das Ziel, aber "Verbrauchsoptimierung" trifft den Kern der Sache präziser und hat zudem ein durchaus positives Motivationspotential, das man konsequent nutzen sollte. Die Macht der (richtigen) Worte darf man nicht unterschätzen.

Sinneswandel und Einnordung

Zweck- und verbrauchsorientierte Energiepolitik scheitert wie so vieles vernünftige am geltenden Dogma des Primats von Wirtschaft und Ökonomie, das sich zunehmend als überhaupt nicht vernünftig und der systemimmanente Kernfehler schlechthin in allen gesellschaftlichen Bereichen erweist, wo es derzeit hakt und stolpert: hoher Verbrauch = viel Umsatz = viele Mitprofiteure. Heißt aber auch: viel Abfall = noch mehr Umsatz = noch mehr Mitprofiteure = Bruttosozialprodukt gesteigert = gut... Globalökologisch gesehen ist das schlichtweg behandlungsbedürftiges Irresein. Ohne dieses Primat zu kippen - nicht die Wirtschaft als solche - werden alle Anstrengungen in Richtung einer wirklichen "Energiewende" vergeblich sein.

Was nötig ist, möchte ich nicht - wie heute hochmodern - "Bewußtseins-" sondern schlichter "Sinneswandel" nennen. Das ist einfacher zu begreifen, und ein Sinneswandel zieht eine Veränderung des Bewußtseins automatisch nach sich, ohne daß man sich den Kopf darüber zerbrechen müsste, was mit dem wolkigen und kaum fassbaren Begriff "Bewußtsein" ("haben sie noch ein Bewußtsein oder sind Sie sich Ihrer schon bewußt?") eigentlich gemeint ist.

"Sinn" kommt vom gotischen "sîn" und bedeutet "Weg", "Ausrichtung", "Orientierung". Im "Uhrzeigersinn" ist die ursprüngliche Bedeutung noch erhalten geblieben ("Zweck" meint übrigens ursprünglich den Zielnagel auf einer bemalten und nicht immer mittig ausgerichteten Zielscheibe - erkennbar heute noch in der "Reißzwecke"). Der Unterschied zwischen Sinn und Zweck ist also schlicht der zwischen dem angepeilten Ziel selbst und der ballistischen Kurve (= Weg) des Projektils, um es auch zu treffen. Diese im Grunde ganz einfache Begriffsunterscheidung ist den meisten Menschen heute verlorengegangen. Sie wird an den Schulen auch nicht unterrichtet. Die zwangsläufige Folge ist unklares und schwammiges Denken in diesen Kategorien.

Unsere im diesbezüglichen Wortsinne wahn-sinnig gewordene Gesellschaft braucht eine radikale Neuorientierung mit Zweckausrichtung, und die setzt "Besinnung" voraus, was natürlich etwas anderes bedeutet als das vorgeblich "besinnliche", in Wirklichkeit aber längst völlig sinnentleerte Anglotzen oder Besingen von Kerzenflammen und elektrischen Lämpchen auf Weihnachtsbäumen zur Weihnachtszeit. Seefahrer sprechen denn auch pragmatischer von "Einnordung", was die Bestimmung der aktuellen Abweichung des fixen Polarsterns vom - tatsächlich immer ein wenig wandernden - magnetischen Nordpol meinte, auf den die Kompassnadel zeigt. Hochseefahrer - nicht zuletzt natürlich Piraten - mussten diese Einnordung auf langen Fahrten immer wieder vornehmen, um ihr Ziel nicht um hunderte oder tausende von Seemeilen zu verfehlen.

Um bei diesem piratentauglichen Bild zu bleiben: unsere Politik beschäftigt sich fast ausschließlich damit, daß das Riesenschiff der Gesellschaft einfach weiterfährt und nicht untergeht, ohne sich wirklich damit zu befassen, wohin es eigentlich fährt. Es fehlt nicht nur an nachregelnder Einnordung mit ggf. nötiger Kurskorrektur - es fehlt schon an der klaren Zielbestimmung überhaupt. Kein Wunder, wenn da die Mannschaft meutert: kein Seemann bleibt gerne bis in unabsehbare Zukunft auf See, ohne zu wissen, wohin die Reise überhaupt gehen soll.

Im Grunde weiss man das "auf der Brücke" auch, aber wie üblich denkt man dort eher darüber nach, wie man eine Meuterei als Folge der eigenen Versäumnisse verhindert bzw. in den Griff kriegt, als das Versäumte selbst schnellstens nachzuholen. Ohne ihm das Wort reden zu wollen hatte der Sozialismus wenigstens ein Ziel. Der übriggebliebene Kapitalismus hatte nie wirklich eines, und das erweist sich zunehmend als sein Hauptproblem. Als Motor mögen die Marktmechanismen taugen - als Navigationsgeräte sind sie völlig ungeeignet. Motoren, die nicht mehr wissen, wohin mit ihrer Kraft, überhitzen und kriegen einen Kolbenfresser. Wie das im übertragenen Sinne aussieht, kann man seit zwei Jahren fast täglich in den Nachrichten beobachten.

Bedingungsloses Grundeinkommen

Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist die auf Dauer einzig logische Konsequenz der technischen und sozialen, sich dabei immer weiter beschleunigenden Entwicklungen. Dank technischer Entwicklungen mit in Folge sinkendem Bedarf an "Beschäftigten" gibt immer weniger zu tun, um die Menschen halbwegs sinnvoll zu "beschäftigen" während diese - global gesehen - die 7 Mrd. Grenze ansteuern. Diese Entwicklung ist irreversibel und unausweichlich. Andererseits will ja auch die immer effizientere Güter- und Dienstleistungsproduktion Abnehmer haben, sonst kann sie selber "stempeln gehen".

Jeder taugt zu etwas gesellschaftsdienlichem - und sei's auch nur als Konsument. Ohne Konsumenten, die sich die Produkte leisten können, ist deren Produktion völlig sinnlos und nicht aufrecht zu erhalten. Das ist das ökonomische Paradoxon und Dilemma des beginnenden 21ten Jahrhunderts.

Arbeitslosigkeit? Gibt's gar nicht!

Aber Beschäftigungslosigkeit muß ja auch gar nicht sein. Man kann die Menschen auch tun lassen, was sie tun wollen, wenn man sie läßt und vor allem: wenn man sie dabei unterstützt, sich sinnvoll zu beschäftigen. Sich "Arbeit suchen" ist nicht gleichbedeutend damit, sich einen "Beschäftigungsgeber" (sic!) zu suchen, der einem anschafft, was man zu tun hat. "Vollbeschäftigung" ist nur möglich, wenn jeder tut, was er kann und damit nach Kräften zum Gemeinwohl beiträgt auch ohne "Beschäftigungsplatzbesitzer" zu sein. Dazu muß er bedingungslos sowie in Würde leben dürfen und sein Auskommen haben. Dann tut er das in der Regel auch ganz von selbst und muß nicht erst durch finanzielles Entgelt dazu motiviert werden.

Der "faule Arbeitslose" ist ein Mediengespenst und für die zunehmend obsolete Gesellschaft praktischer Sündenbock für die eigenen Versäumnisse und Fehlentwicklungen. Ich kenne - von psychosozialen Randerscheinungen abgesehen - keinen Beschäftigungslosen (sic!), der nicht gerne wieder in Lohn und Brot wäre bzw. durchaus sinnvolles zu tun hätte, es sich aber einfach nicht leisten kann. Wer dem Klischee entspricht, ist im Grunde jemand, der sich aufgegeben hat und dem gesellschaftlichen Postulat beugt, entweder zu tun, was man ihm sagt oder eben nichts zu tun - außer Bier trinken vielleicht. Damit tut er dann genau das, was die Gesellschaft eigentlich von ihm erwartet, aber nie zugeben würde. Sie schiebt ihm im Gegenteil noch die Schuld für ihr eigenes Versagen in die Schuhe.

Arbeit und psychische Gesundheit

In der Psychologie gilt "Arbeit" als eine der wesentlichen Säulen der Persönlichkeit und nicht als "Kapital" im ökonomischen Sinne. Ihr Wegfall führt schnell zu psychischen Störungen bis hin zu psychosomatischen Krankheiten aller Art. Wer sich noch nicht aufgegeben hat, will arbeiten. Was er nicht will, ist sinnfrei beschäftigt zu werden um jeden Preis, und das womöglich noch von Leuten, die zunehmend selbst keinen erkennbaren Plan mehr haben. Und er will sich nicht unbedingt als frei verschiebbares "Humankapital" (Stichwort Zeitarbeit) betrachtet sehen, das man bedarfsweise aus der Ecke holt, um ihm einen Besen oder sowas in die Hand zu drücken und ihn anschließend wieder dorthin und in apathische Untätigkeit zurückzuschicken.

Der gesellschaftliche Wert unentgeltlicher Arbeit

Warum soll eine Mutter arbeiten gehen müssen(!), auch wenn sie zu Hause mit drei Kindern jede Menge und gesellschaftlich gesehen nicht gerade unwichtige Arbeit hat? Warum soll ein Tüftler, der sich Jahre oder Jahrzehntelang - zunächst natürlich ergebnislos - mit einer kniffligen Problemlösung beschäftigt, die irgendwann vielleicht die ganze Welt revolutionieren wird, das nicht tun dürfen, weil ihm neben anstrengendem Broterwerb keine Zeit und Energie mehr dafür bleibt? So kommt die Welt keinen Schritt weiter, und die Kindheit des Menschen wird davon auch nicht gerade glücklicher.

In beiden Bereichen - um nur zwei willkürlich herausgepickte Beispiele von vielen zu nennen - wird seit jeher viel Arbeit geleistet, von der die Gesellschaft nach einer teils erheblichen Zeitverzögerung profitiert, die aber niemand bezahlt und zugegebenermaßen auch schwer zu bewerten ist. Ohne diese gesellschaftlich wertvollen Arbeiten aber würden wir vermutlich immer noch als verwilderte Haufen durch die Savanne traben, wenn wir es denn überhaupt je bis dorthin geschafft hätten. Auf der anderen Seite werden luftleere Finanzblasen von Erbsenzählern über die Maßen subventioniert, von der die Gesellschaft überhaupt nichts hat - außer vielleicht einer dadurch geschönten buchhalterischen "Leistungsbilanz" mit vielen Nullen von Nullen für Nullen. Nur ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte diese extreme Schieflage von Realleistung und Entgelt unbürokratisch und damit relativ kostengünstig ausgleichen. "Kentern" ist sonst vorprogrammiert.

Von Künstlern will ich hier gar nicht erst reden. Denen gönnt man traditionell das Brot nicht, um ihre Arbeit dann als "brotlose Kunst" abzutun. Üblicherweise müssen sie erst sterben, bevor dann jemand anders ihr Werk "zu Geld macht". Welche Dimensionen das annehmen kann, zeigt ein Ausnahmekünstller wie Vincent van Gogh, von dem manche Bilder heute einen Einzelwert von an die 100 Mio. Euro erreichen. Wären ihm zu Lebzeiten auch nur 0,2 Promille des heutigen Gesamtwerts seiner Werke zur Verfügung gestanden, hätte er nie hungern oder ständig seinen Bruder anpumpen müssen.

Angst vorm Ziel der Menscheitswünsche

Der Mensch hat Jahrtausende daran gearbeitet, nicht arbeiten zu müssen(!), was aber nicht bedeutet, daß er nicht gerne arbeitet. Arbeit, die ihm Freude bereitet, tut er gerne. Kurz vorm Ziel nun stellt sich heraus, dass damit das gesamte Regelwerk in Frage gestellt wird, das diesen Zustand erst ermöglicht hat. Es hat auch hierarchische Strukturen hervorgebracht, die davon profitieren und nun mit allen Mitteln einschließlich Gewalt versuchen, zur eigenen Machtsicherung daran festzuhalten, obwohl die Eckparameter des Systems längst nicht mehr stimmen. Das ist widersinnig. Das Öko(nomie)-System unserer Gesellschaft ist wegen Überdehnung längst am Kippen und muß jetzt den Sprung in einen komplett neuen Systemzustand schaffen. Sonst geht es wirklich unter, und zwar mit Pauken und Trompeten.

Bei näherem Hinsehen geht es beim heutigen persistenten Verhalten von Wirtschaft und Politik im Wortsinne um die Weiterführung einer "Beherrschung" des Artbeitsmarktes durch kapitalkräftige Unternehmen. Die gesellschaftliche Folge ist teuer erkaufte Stagnation der Gesamtentwicklung (siehe Innovationsstau). Menschen sind nicht von Natur aus faul. Das ist eine längst widerlegte "Urban Legend" aus dem 19ten Jahrhundert. Sie haben im Gegenteil einen angeboren starken Drang, etwas zu schaffen und auf das Ergebnis stolz sein zu können. "Faul" werden sie erst gemacht, indem man ihren natürlichen Kreativdrang schon in der Kindheit abwürgt und sie auf Passivität, gefühlte Ohnmacht und Erfüllung der Leistungsansprüche des Systems drillt, das gerade vor unseren Augen kollabiert.

Umsetzung mit begleitenden Maßnahmen

Ein bedingungsloses Grundeinkommen kommt so oder so - früher oder später. Es führt gar kein Weg daran vorbei. Und es ist auch gerechtfertigt, denn die Gesellschaft als ganzes und damit ihr Kapital an z.B. Kultur, Wissen und Technik ist das Ergebnis der Arbeit aller - und das über Generationen hinweg. Ihre Früchte gehören nicht allein denen, die heute mehr oder weniger zufällig über die damit geschaffenen Produktionsmittel verfügen und davon unmittelbar profitieren. Es gilt, das BGE endlich auf den Weg zu bringen und anwendbare Modelle dafür zu erarbeiten. Theorien und Beispiele - auch gut durchkalkulierte - gibt es längst viele. Um sie umsetzen zu können, gehören aber etliche Mythen und Dogmata der frühen Industriegesellschaft geschlachtet, die noch aus dem 19ten Jahrhundert stammen und keinerlei wissenschaftliche Grundlage haben.

Allerdings wird die Einführung eines BGE auch flankierende Maßnahmen wie Bildung sowie Hilfe zur Selbstbildung und Hilfestellungen zur Selbständigkeit oder Kollektivorganisation von Arbeit erfordern, denn die meisten Menschen hier sind durch die herkömmlichen Medien, Macht- und Bildungsapparate so gründlich in die Passivität gedrängt, dass sie selbstbestimmte Arbeit überhaupt erst wieder werden lernen müssen. Sonst sitzen sie wirklich jahrelang biertrinkend vorm Fernseher und warten darauf, dass jemandem was einfällt...

Es ist Zeit, sich an die Arbeit zu machen!

Innovationsstau

Transparenz

Bildung

Drogenpolitik

Meine Einstellung zu Drogen und vor allem zur Drogenpolitik lässt sich im wesentlichen einer ausführlichen Textserie von 1992 entnehmen, die heute noch durchs Netz geistert: Vom Recht auf Rausch[1]. Sie wurde seinerzeit via Z-Netz verbreitet und darf als erste echte netzspezfische Serienpublikation überhaupt angesehen werden. Das heutige World Wide Web steckte da erst in den allerersten Anfängen und war bei weitem noch nicht so verbreitet wie dieses basisdemokratisch-anarchisch organisierte Mailboxnetz rein deutscher Entwicklung, das in vielerlei Hinsicht Maßstäbe setzte, die dann auch Eingang in die Praxis des späteren WWW fand. Zufällig war ich an dessen Aufbau und Strukturkonzept nicht unmaßgeblich beteiligt...

Auslöser für das Serienessay war die damalige Initiative Recht auf Rausch des Richters am Bundesgerichtshof, Neškovic' Wolfgang Neškovic', der heute für die Partei "die LINKE" stellvertretender Vorsitzender des Rechtsausschusses ist. Das daraus resultierende Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1994[2] mit seiner Forderung nach bundesweit einheitlicher Regelung ist bis heute noch nicht umgesetzt. Wo sie nur kann, drückt sich die Politik vor klaren, eindeutigen Regelungen. Sie wird schon wissen, warum...

Heute würde ich den Text nach 20 Jahren vermutlich etwas anders schreiben, stehe inhaltlich aber unverändert und voll dazu und möchte ihn jedem ans Herz legen, der sich mit der Problematik befasst. Es freut mich, dass diese Gedanken auf dem einen oder anderen Wege auch Eingang in die politische Zielsetzung der Piratenpartei Eingang gefunden haben. Man darf ihn natürlich auch ausdrücklich weiterkopieren... ;D

Nur legale Drogen lassen sich kontrollieren und reglementieren, und darauf kommt's an. Wäre Alkohol illegal, kämen schnell durch unsachgemäße - weil unkontrollierbare - Herstellung giftige methanolhaltige Produkte auf den Schwarzmarkt und auch das bayerische Reinheitsgebot von 1516 könnte man endgültig in die Tonne treten. Den Schwarzmarkt gibt es immer, aber er lebt letztlich von der Illegalität. Sie ist sein Profit, nicht die Konkurrenz zum legalen Handel.Die Drogenbarone dieser Welt lassen recht herzlich grüßen und bedanken sich bei unseren Politikern für die exklusiv gescheffelten Milliarden...

Gefährliche Gifte gehören in den Giftschrank unter strenge und fachkompetente Aufsicht. Konsumdrogen mit umstandsbedingtem Gefährdungspotential - dazu gehört auch Cannabis - gehören klar und unmißverständlich reglementiert. Geahndet werden kann dann der Regelverstoß, was aber nur mit legalen Drogen möglich ist. Die heute gängige Praxis des gesellschaftlichen und politischen Umgangs mit Drogen ist ebenso inkonsequent wie kontraproduktiv und bei näherem Hinsehen völlig willkürlich. Drogenpolitik gehört komplett reorganisiert und auf neue Füße gestellt.

Gesunder Menschenverstand

...muss dringend wieder Einzug halten in Politik, Bildung und Wirtschaft.

Einzelnachweise