2012-05-05 - Protokoll AG Bildung (Hamburg)

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Vorlage:Protokoll

Sitzung der AG Bildung am 05.05.2012, LGS 12.00 – 16.00 Uhr

Begrüßung durch Esther, Teilnehmer: Peter (neu), Jörg (neu), Carmen (Gast), Ali (neu), Konstantin, Caspar, Max (neu), Esther, Nayana; Protokoll: Nayana; Moderation: Esther

was bisher geschah:

Die Gruppe trifft sich seit November 2011 regelmäßig am 1. Samstag im Monat um 12.00 Uhr. Wir haben Themenfindung betrieben und wollen erstens wesentliche Merkmale eines allgemeinen Modells erarbeiten, wie Bildungsprozesse in der Schule konzipiert sein sollten, und wollen zweitens konkrete Maßnahmen aus Sicht der Piratenpartei für die Hamburger Schulpolitik entwickeln. Wir haben die aus den Diskussionen hervor gegangenen Entwürfe einzelner Gruppenteilnehmer nebeneinander gestellt und befinden uns in einer Diskussion darüber. Teilweise sind die Entwürfe im Wiki veröffentlicht, teilweise nicht. Parallel zu unseren Treffen wird die Darstellung unserer Aktivitäten im Wiki ständig verbessert, so dass sich alles möglichst leicht finden und sichten lässt. Inhaltlich haben wir Übereinkunft erzielt in der Auffassung, dass Kinder und Jugendliche ab Eintritt in die Grundschule über mindestens 9 Jahre zusammen lernen sollten.

Metakommunikation/Konsensprinzip:

In der Diskussion zum allgemeinen Bildungsmodell streben wir an, zu den einzelnen Themen möglichst Konsens herzustellen. Bei divergierenden Ansichten soll die Fortführung und Vertiefung der Diskussion Vorrang haben vor einer Abkürzung durch Abstimmung, auch wenn das länger dauert. (Das finden einige gut, aber nicht alle.)

Exkurs: Bericht von einem bundesweiten Treffen von Bildungspiraten

...in Frankfurt durch Konstantin, der dem Treffen virtuell beiwohnte: Das Treffen war auf zwei Tage angesetzt, ca. 30 Teilnehmer aus verschiedenen Bundesländern; zwei Vorträge wurden gehalten; der Vortrag von Reinhard Karl (Bildungsforscher) betonte die Notwendigkeit einer unvoreingenommenen Herangehensweise bei der Entwicklung von neuen Konzeptionen für Bildungsprozesse.

Weiterentwicklung des Bildungsmodells / Diskussion einzelner Themen

Vernetzung und Kooperation

  • Aufgeworfen wurde die Frage, ob Schulen sich Angebote und Dienstleistungen externer Anbieter wie Musikschulen, Theaterprojekten, Sportschulen, Kochkursanbietern usw. einkaufen oder ob Schulen eigenes Personal einstellen, um Bildungsangebote abzudecken. (Ausgeklammert bleibt hier das stundenweise Anmieten von Sportplätzen und Schwimmbädern, sondern es geht um das Lehrpersonal.) Befürworter der Inanspruchnahme externer Anbieter sehen darin eine praktische Lösung, die Schulen vom Personalmanagement entlastet und gewährleistet, dass Schülerinnen und Schülern in den Nachmittagsstunden ein abwechslungsreiches, interessen- und neigungsorientiertes Angebot gemacht werden kann. Abgelehnt wird diese Vorgehensweise, weil Schule auf diese Weise Verwaltungsstrukturen und Gewinnbestrebungen privater Interessen finanziert. Bezug genommen wurde auf eine in einer vorherigen Sitzung geführte Diskussion über gemeinnützige GmbHs, die zwar keine Gewinne erzielen, jedoch Überschüsse investieren und so aus staatlichen Geldern Privatbesitz generieren.
  • Die weitere Diskussion warf die Frage auf, wo im Bereich der Schule die Grenze verlaufen sollte zwischen staatlich finanziertem und verantwortetem Handeln und privatwirtschaftlicher Teilhabe und Einflussnahme. Die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Wirklichkeit ging in diesem Punkt stark auseinander („Privatwirtschaftliche Interessen drängen bereits massiv in den Bildungsbereich" vs. „Schule ist staatlich und privatwirtschaftliche Einflussnahme nicht bemerkbar"), so dass beschlossen wurde, zur nächsten Sitzung zu diesem Thema Informationen zu recherchieren und in Form von Kurzvorträgen aufzubereiten.
  • Übereinstimmung wurde erzielt, dass bei Problemfällen wie Schulvermeidung oder Gefährdung des Kindeswohls eine bessere Vernetzung der Schule mit zuständigen Stellen des Jugendamts und mit Rebus wünschenswert wäre. Verzögerungen stehen womöglich in Zusammenhang mit einer personellen Unterbesetzung in den Jugendämtern. Ziel ist, zeitnah auf Fehlentwicklungen zu reagieren.
  • Einigkeit besteht in dem Punkt, dass Kindern in adäquatem Maß sozialpädagogische und psychologische resp. psychotherapeutische Unterstützung zugänglich gemacht werden soll. An der Schule soll psychologische und sozialpädagogische Unterstützung leichter verfügbar und umfänglicher zur Verfügung stehen. Ali plädiert dafür, Bildungsprozesse vor allem von den Kindern, ihren Bedürfnissen und natürlichen Entwicklungen her zu denken, statt Kindern aus Erwachsenensicht vorzugeben, was ihnen gut tut. So würde den Ursachen von Fehlentwicklungen am wirkungsvollsten entgegengesteuert. Mehr Personal an den Schulen könnte Lehrer im Unterricht unterstützen.

Organisation in der Schule

  • Möglichkeiten zu Quereinstiegen sind wichtig, d. h. es müssen geeignete Regelungen getroffen werden, damit Lehrkräfte, die ihre Ausbildung außerhalb von Deutschland absolviert haben, ohne Probleme in Deutschland als Lehrer tätig werden können, und damit qualifizierte Fachkräfte anderer Branchen eine Möglichkeit erhalten können, zu unterrichten.
  • Abschaffung von Beamtentum vs. Angestellte im öffentlichen Dienst: Für das Berufsbeamtentum spricht die Arbeitsplatzsicherheit für Lehrer, jedoch könnte die kontinuierliche Beschäftigung von verbeamteten Lehrern nicht immer im Interesse der Kinder liegen. Angestellte würden stärker einem Konkurrenzprinzip unterliegen, was die „Qualität" (?!) insgesamt verbessern könnte. Der Beamtenstatus ist als Konstrukt zu überdenken und der Status von Beamten müsste evtl. reformiert werden. Max kritisiert prekäre Arbeitsbedingungen für Lehrende an der Schule (z. B. keine Beschäftigung während der Sommerferien durch befristete Verträge). Einigkeit besteht darin, dass anzustreben ist, die Arbeitsbedingungen für Lehrer so zu gestalten, dass der Beruf attraktiv ist (Bezahlung, Altersabsicherung, Reputation, Aufstiegschancen). Voraussetzung bei Abschaffung von Lehrerverbeamtung wäre die Gewährleistung kontinuierlicher Arbeitsbeziehungen – auch im Interesse der Schülerinnen und Schüler. Das besondere Treueverhältnis des Beamten gegenüber dem staatlichen Dienstherrn mit all seinen Implikationen sehen wir als überholt an. Einigkeit besteht in dem Punkt, dass es sich bei der Abwägung von Vor- und Nachteilen einer Verbeamtung von Lehrern um einen Komplex handelt, für dessen Lösung fundierte Sachkenntnis hilfreich wäre.
  • Qualitätssicherung: Eine Schule sollte durch vergleichbare, wissenschaftlich fundierte Messungen ihren Qualitätsstandard im Internet ausweisen. Andererseits bedeuten solche Erhebungen bürokratischen Aufwand, verhindern womöglich ein offenes und vertrauensvolles Klima und sind u. U. trotz „Wissenschaftlichkeit" interessengeleitet und wenig aussagekräftig. Denkbar wäre in einem Gegenentwurf, eine Kultur des voneinander Lernens auch auf Ebene der Lehrer zu installieren. Die Qualität von Lernen und Lehren könnte aus transparenten, demokratischen Strukturen heraus innerhalb der einzelnen Schulen in einem ständigen Verbesserungsprozess entwickelt werden. Ein schulisches Vorschlagswesen könnte sinnvoll sein, das Anprangern einzelner Personen sollte vermieden werden. Uneinigkeit besteht hinsichtlich der Frage, ob anonym abgegebene Bewertungen (hier: Schüler bewerten Lehrer) zielführend wären. - Schule und ihre Strukturen sollen sich an den Bedürfnissen der Schüler orientieren. Bisher werden bei Schulen mit guter Reputation vor allem die Eltern als „Kunden" angesprochen. Eine Diskussion über den Einsatz von Hospitationen von Eltern im Unterricht offenbart geteilte Meinungen. Weiterer Vorschläge: man könnte die beste Unterrichtsstunde prämieren oder Verbesserungsvorschläge könnten prämiert werden. Hinsichtlich des Qualitätsbegriffs besteht noch Abstimmungsbedarf, ebenso hinsichtlich der Vorstellungen darüber, ob und wie Qualitätsmanagement in der Schule sinnvoll ist.
  • Feste Zuweisung der Schule nach Wohnort: Eltern melden sich gelegentlich in anderen Wohnbezirken an, um ihr Kind auf die Schule ihrer Wahl einschulen zu können. Welche Schlussfolgerung ist daraus zu ziehen? Abschaffung der festen Zuweisung zu einer Schule oder Angleichung des Qualitätsniveaus aller Schulen oder ordnungsrechtliche Verfolgung der Eltern?

Aufgaben, Organisation und Struktur der AG

  • Aufgaben an konkrete Personen: Kurzvorträge zum Thema „(Zunehmende?) Präsenz privaten Kapitals und Einfluss privatwirtschaftlicher Interessen im Bildungsbereich – Chance oder Gefahr?" und Vorbereitung auf die Frage: „Was sind Kriterien einer wünschenswerten Qualität von Schule?"
  • Die Kommunikation der AG läuft generell über die Mailing-Liste. Die Anmeldung erfolgt durch den Befehl: ag-bildung-subscribe@piratenpartei-hamburg.de
  • Die Diskussions- und Arbeitsergebnisse werden im Wiki übersichtlich auf ein Pad gebracht (zuständig: Konstantin und Max). Die Adresse des Pads lautet: https://piratenpad.de/AG-Bildung-HH
  • Ordner mit „echtem" Papier für Protokolle und Entwürfe (Nayana)
  • Teilnehmerliste der AG Bildung: ein freiwilliger Eintrag der eigenen email-Adresse ist im Wiki möglich (man benötigt dazu einen „Wiki-Account"); wer nicht-öffentliche Interaktion mit jdm. wünscht, muss das selbst organisieren ?.
  • nächster Termin: 02.06.2012 von 12.00 – 15.30 Uhr
  • Moderator und Protokollant werden zu Beginn der Sitzung benannt + TO aktualisiert
  • Tagesordnungspunkte zur Weiterdiskussion beim nächsten Mal:
  • Kurzvorträge zum Thema Staat vs. Wirtschaft im Bildungssektor
  • Qualitätskriterien „guter Bildung" (Hausaufgabe)
  • Fortsetzung der Diskussion „Organisation in der Schule"
  • Lehrerfortbildung
  • Benotung und Lernmotivation
  • Früherziehung + Vorschule
  • Feedbackrunde am Ende der Sitzung!